MaZ: „Jetzt kommt die Zeit des Genießens“

Die ersten Wochen in Mexiko waren für Katharina eine nicht ganz einfache Zeit mit vielen Emotionen. Jetzt fühlt sich die Missionarin auf Zeit sehr wohl und beschreibt, wie sie Teil der Gemeinschaft vor Ort geworden ist und sich sogar traut, traditionelles Essen nachzukochen.

Katharina bei ihrer Geburtstagsfeier im Kindergarten

Vor fünf Monaten kam ich verschlafen und mit einem mulmigen Gefühl, gemischt aus Angst und Neugier, in Mexiko-Stadt an. Von dort aus bin ich weiter nach Oaxaca, das im Süden Mexikos an der Pazifikküste liegt. Und in dem großen Haus der Schwestern-Kommunität mit dem Kindergarten vor der Tür bin ich angekommen – zumindest physisch.

Wenn ich an meine ersten Monate hier zurückdenke, dann fällt mir auf, dass es einerseits vor einer gefühlten Ewigkeit war. Andererseits verflog die Zeit auch wie im Flug. Die ersten Wochen habe ich überwiegend in der Sprachschule oder zuhause verbracht. Ich kannte niemand und in der Schule habe ich nicht wirklich Kontakte knüpfen können. Auch die Arbeit erschien mir anfangs eher gleichförmig anstatt spannend, obwohl für mich noch alles neu war. Dieser doch etwas triste Anfang verflog schnell, denn im November wurde ich durch den „Dia de los muertos“ nicht nur ins kalte Wasser in Sachen Kultur geworfen, sondern fing auch an, den Kindern Englischunterricht zu geben. Und schon nahm das ganze Fahrt auf…

In der Zwischenzeit habe ich nicht nur mein Dorf, die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten gesehen, sondern auch schon eine ganze Menge an Traditionen miterlebt. Beispielsweise waren da die „Posadas“ bzw. die Herbergssuche vor Weihnachten. Für mich erschien das jedes Mal aufs Neue, wie ein kleines Fest. Dann waren noch die Feiertage der verschiedenen Marienerscheinungen meines Bundesstaates, zudem noch die Weihnachtsfeiertage, die staatlichen Feiertage und vieles mehr. Was ich an Mexiko sehr schätze, ist, dass es an jedem christlichen oder auch staatlichen Feiertag eine andere Tradition gibt. Die Mexikaner*innen und besonders die Menschen aus Oaxaca sind die absoluten Expert*innen in Sachen Feiern. Sei es eine Taufe, ein fünfzehnter Geburtstag oder eine Hochzeit: Kein Anlass ist zu klein, um für die Feier nicht die ganze Straße zu sperren.

Was für mich persönlich dabei immer ein kleines Highlight ist, sind die bunten Girlanden, mit denen die ganze Straße geschmückt wird. Dadurch spiegelt sich die Freude der Menschen auch in der Umgebung wider und macht diesen Ort wunderschön. All diese Dinge waren die letzten Monate ständige Highlights, die mich in meinem Alltag begleitet haben. Bis diese Highlights auch zu meinem Alltag wurden.

Ich höre nun nicht mehr nur zu, wie der Chor der Gemeinde das Halleluja spielt, sondern singe auch selbst mit. Ich staune nicht mehr bei den traditionellen Tanzstilen, sondern probiere mich selbst dabei aus. Ich genieße nicht nur das leckere Essen hier, sondern wage mich auch selbst nach und nach an die traditionelle Küche. Die Kinder sehen mich nicht mehr nur als „Maestra Kathi“ (Lehrerin Kathi), sondern auch als „mi Maestra“ (meine Lehrerin). Die Menschen auf der Straße erkennen mich nicht mehr nur als „Güerra“ (Weiße), sondern fragen mich nach meinem Namen. Die Gespräche bestehen nicht mehr nur aus Informationsaustausch, sondern wurden zu Konversationen. Die Jugendlichen im Chor fragen mich nun nicht mehr nur nach meiner Sprache oder meinem Land, sondern fragen, was ich heute noch vorhabe. Nach und nach, ohne es richtig zu merken, bin ich hier komplett angekommen und kann mich glücklich schätzen, mit dem, was ich hier für mich entdeckt und vor allem mit dem, was ich hier gelernt habe.

Eine Mit-MaZlerin hat ihre Eingewöhnungszeit als Achterbahnfahrt bezeichnet. Rückblickend würde ich diesem Vergleich sofort zustimmen, denn so wie jedes Gericht neben dem Rezept und den Zutaten seine Zeit der Zubereitung braucht, braucht auch jeder Mensch Zeit, seinen Weg zu finden. Bis man die wilden Loopings der Achterbahn hinter sich gelassen hat und das Gericht im Ofen ist, hat man auch einiges an Kummer, Traurigkeit und eine ganze Reihe an Emotionen hinter sich gelassen. Nun kommt die Zeit des Genießens.  

Katharina

Übrigens: Für genau diese Einsatzstelle in Mexiko suchen wir für die Ausreise im Sommer 2023 noch eine*n Missionar*in auf Zeit. Du hast Interesse? Dann melde dich bei Sr. Maria Müller oder bei Magdalena Beier.

Katharina hat im Englischunterricht mit den Kindern gebastelt
Aber gerechnet und geschrieben wurde natürlich auch
In Mexiko wird immer sehr farbenfroh geschmückt
Weihnachten mit den Schwestern der Kommunität