MaZ: Ganz klar Boca Fan

Die erste Zeit verging für mich wie im Flug. Doch nun endlich finde ich Zeit etwas über meinen ersten Monat hier in Südamerika zu berichten.

Am fünften August ging die Reise und mein kleines Abenteuer los. Voller Vorfreude, Anspannung über das, was kommt, und auch mit einem etwas flauen Magen stand ich am Flughafen und nahm Abschied von meiner Fa-milie. Ich landete zunächst nicht in Argentinien, was mein eigentlicher Be-stimmungsort ist, sondern in Asunción. Dies ist die Hauptstadt von Para-guay und auch der Ort, an dem ich zwei Wochen lang etwas die Schulbank gedrückt habe, um mein Spanisch zu verbessern. Zum Glück wurde ich hier herzlich empfangen und ich konnte mich langsam ins Leben in Asun-ción hereintasten. Ich habe mich jeden Tag immer etwas weiter getraut und die Stadt nach und nach etwas erkundet. Diese zwei Wochen gingen schnell herum und es hieß wieder Koffer packen – na ja wohl eher Ruck-sack packen und ab zum Busbahnhof Richtung Argentinien. 
Nun bin ich angekommen und am 21. September ist hier endlich Frühlingsanfang. Ich sage endlich, da es unerwarteter Weise bei meiner Ankunft doch durchaus kalt war und ich Gott sei Dank aber den ein oder anderen Pulli in meinem Gepäck hatte. Nach einer Woche Regen – die Investition in Gummistiefel wird sich bei der nächsten Regenfront wohl nicht mehr nach hinten verschieben lassen – schaut nun häufig die Sonne vorbei und es fühlt sich für mich schon nach Sommer an. An den Jacken der anderen sehe ich dann, dass ich nicht so übertreiben sollte – der Sommer kommt noch. Wenn ich dann mit hochrotem Kopf die Schule am Nachmittag erreiche und mir der Schweiß die Stirn herunterläuft, fragen die Kinder immer entsetzt, was ich gemacht habe – ich bin nur gelaufen. In den letzten Tagen kann man schon Veränderungen in der Natur entdecken, die aus ihrem "Winterschlaf" erwacht. Die Orchideen, die an den Stämmen der Bäume Halt suchen, haben in der letzten Woche ihre Knospen geöffnet. Für mich ist dieser Anblick sehr faszinierend – immerhin sind es Orchideen, die ich daheim nur von der Fensterbank kenne. In den Vorgärten einzelner Häuser blüht der Hibiskus. Und die Bananenstaude der Schwestern, die heute Morgen wieder geerntet wurde, lässt mich mein Rezept für das Bananenbrot zur Perfektion bringen. 

Seit nun knapp drei Wochen bin ich jetzt in Posadas/Argentinien. Die Busfahrt hierher war wirklich angenehm, ich hatte mehr Beinfreiheit als im Flugzeug. Mit dem Stempel für den Pass hat es leider etwas länger gedauert; ich habe ein Visum für Freiwillige, was nicht so bekannt ist. Zum Glück wusste ich, dass man etwas nachhaken muss, sodass man dann doch den richtigen Stempel im Pass hat. Ich wurde von zwei Schwestern der Kommunität an der Busstation in Empfang genommen, sodass ich beim Grenzübergang Unterstützung hatte. Posadas liegt direkt an der Grenze zu Paraguay. Der Fluss Paraná trennt beide Länder und nur eine lange Brücke verbindet diese. 

Die Kommunität besteht aus drei Schwestern, dabei ist Sr. Olivia meine Betreuerin und kümmert sich um meinen Aufenthalt hier. Das Haus liegt eher am Stadtrand, wobei der Stadtrand schwer zu definieren ist, da sich weitere Viertel nach unserem noch am Flussufer entlangschlängeln. Es steht auf einem großen Grundstück, worauf sich auch eine Sporthalle des Collegio Stanta Maria (St.-Marien-Schule) befindet, welches unter der Leitung der Steyler Schwestern steht. Über den großen Garten freue ich mich hier natürlich besonders und die Blüten an den großen Mangobäumen lassen verheißen, dass ich im Januar eher diese Früchte verarbeiten darf. 
Meine Woche ist trotz der kurzen Zeit, die ich erst hier bin, schon gut verplant, was mich sehr freut. Zuerst kamen die Kinder- und Jugendgruppen am Samstag hinzu. Die Gemeinde ist von Don Bosco stark geprägt und wird auch von einem salesianischen Pater begleitet. Dadurch steht die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen stark im Fokus. Dies hat es mir auch leicht gemacht, mit gleichaltrigen in Kontakt zu kommen und hier in die Gemeinschaft zu finden. Wobei ich wirklich Glück habe, dass die Jugendlichen so offen sind und mich herzlich aufgenommen haben. Jeden Samstag verbringe ich nun viel Zeit in der Pfarrei und manchmal finden auch etwas größere Aktionen statt. Das bedeutet, dass die Jugendlichen durch ein Viertel ziehen und die Kinder einladen mitzukommen. Der salesianische Pater begleitet uns stets und trägt seine große Musikbox auf dem Kopf, sodass viele Kinder neugierig ihre Köpfe aus den Türen strecken und mit uns kommen. Wir sammeln uns dann entweder auf einem Sportplatz oder in einer Kapelle, wenn das Wetter nicht so mitspielt, und bereiten den Kinder mit Spielen und Singen von Liedern einen schönen Nachmittag, wobei wir immer genauso viel Spaß haben wie sie. Es ist schön zu sehen, wie die Arbeit mit Kinder und Jugendlichen hier funktioniert und eigentlich von den Jugendlichen selbst vorangetrieben wird. 

Als nächstes kam hinzu, dass ich montags und donnerstags am Vor- und Nachmittag in eine Schule gehe und den Lehrer bei dem Englischunterricht unterstütze. Wobei er mir immer mehr Aufgaben gibt und ich viele Teile schon selbst gestalten kann. Die Kinder lernen im Moment die Grundlagen der Sprache: Zahlen von 1 bis 50, Vokabeln von Schulgegenständen, Farben, einfache Sätze und vieles mehr. Ich bin froh, auch Englisch zu sprechen, da mir seitdem ich Spanisch lerne, meist nur noch die spanischen Begriffe einfallen wollen statt der englischen. Aber so kann ich die Sprachen etwas auseinanderhalten. Es macht mir viel Spaß und es ist immer wieder schön von den Kindern auf dem Schulhof in Empfang genommen zu werden. Nach diesen Tagen bin ich zwar müde, aber sehr zufrieden. 

Dienstag- und mittwochmorgens gehe ich seit letzter Woche in einen Kindergarten und unterstütze die Betreuerinnen. Die Kinder sind im Alter von einem bis vier Jahren und zum Glück ganz wuselig. 
An den Tagen Dienstag, Mittwoch und Freitag gehe ich am Nachmittag in einen Hogar (Heim), der den Namen Tupa Rendá trägt. Dieser Begriff kommt aus der Sprache Guarani und bedeutet so viel wie Wohnsitz oder Haus Gottes. Dort leben etwa zwölf Mädchen im Alter von fünf bis 16 Jahren und ein kleiner Junge im Alter von ca. zwei Jahren. Sie wohnen dort 24 Stunden 7 Tage in der Woche. Teils haben sie keine Eltern mehr oder die Familiensituation ist zu schwierig, sodass sie in diesem Hogar ein Zuhause finden. Ich helfe ihnen bei den Hausaufgaben. Mein Spanisch ist zwar noch nicht so gut, aber in den Fächern Englisch, Musik, Kunst oder sogar auch bei Mathe kann ich sie schon unterstützen. Danach spiele oder verbringe ich einfach Zeit mit ihnen zusammen. 

So langsam finde ich mich in einen Alltag ein. Das Sprechen von Spanisch klappt schon immer besser, wobei es mich noch einiges an Energie kostet, da die Kinder meist sehr schnell sprechen. Außerdem besteht die Sprache hier durch die nahen Ländergrenzen von Paraguay und Brasilien eher aus einer Mischung von Castellano (Kastilisch, so nennen die Bewohner hier ihren Spanischdialekt), Guaraní und Portugiesisch. Trotzdem merke ich, dass es einfacher wird und auch die Leute auf der Straße besser verstehe. Ich schlage auch schon ganz stolz im Gottesdienst die richtige Seite im Liederbuch auf.
Die ersten drei Wochen sind für mich wie im Flug vergangen und ich freue mich, dass ich schnell viele Aufgaben gefunden habe, dass ich mich langsam in dem Busnetz zurechtfinde und auch an der richtigen Stelle aussteige.