MaZ: Großes vorweihnachtliches Aufräumen

Die Kinder, die ich in Tapacarí betreue, fuhren neuerdings voll auf Schach ab. Das tolle daran ist, dass es ihnen so viel Spaß macht. Wenn ich gegen eines der Kinder spiele, versammelt sich ganz schnell eine Traube um das Brett, und von hier und da werden Tipps und Vorschläge eingeworfen, man versucht sich zu helfen und freut sich über jedes gewonnene Spiel.

Zu meiner Freude darf ich sagen, dass es erst zwei Jungen nach unzähligen Spielen gelungen ist, mich zu besiegen, worauf sie ungeheuer stolz waren. Dann habe ich den kleineren Kindern Zaubertricks mit Karten gezeigt. Sie waren total erstaunt und fasziniert und versuchten es nachzumachen, nur um sich dann zu wundern, warum es bei ihnen nicht klappte.

Zwischendurch hatten wir ein Zusammentreffen mit allen Lehrern und den Schwestern und haben einige Sachen über das Internat und die letzte Zeit besprochen. Dabei kam heraus, dass die andere Freiwillige aus Bolivien zum Jahresende geht und ich dann wahrscheinlich ihre Kursgruppe bekommen werde. Deshalb übernahm ich diesen auch schon die letzten Wochen vor den Ferien. Das ist nicht immer leicht, aber einen eigenen Kurs zu haben ist schon was Spannendes und Schönes.

Was ich jetzt auch erfahren durfte, ist, wie man hier Brot backt. Dafür haben wir uns mit einigen der Kinder unten in der Bäckerei im Internat getroffen und als erstes wurde der Teig in zwei riesigen Schüsseln, man könnte eher Wannen sagen, gemacht und nachher geknetet. Danach wurden faustgroße Kugeln gerollt und später mit dem Nudelholz flach gewalzt. Diese wurden dann im Backofen schön braun gebacken und einige direkt auch warm und köstlich verzehrt. So hatten wir dann in insgesamt sechs Stunden (mit Putzen und Aufräumen acht) knapp 1.000 Brote für eine Woche gebacken.

Eine Woche vor den Ferien war dann ein Treffen mit allen Eltern, bei dem diese über den Stand des Internats informiert wurden, wie der letzte Schultag abläuft und an dem sie alle Kosten für ihre Kinder bezahlen mussten, die in den letzten drei Monaten für Arzt und Schulmaterialien angefallen waren. Einige hatten Glück und mussten nichts bezahlen, die meisten mussten zwischen zehn und 40 Bolivianos bezahlen und einige sogar fast 100. Für uns ist das nicht viel (100 Bolivianos sind ungefähr 14 Euro), aber hier ist 1 Boliviano so viel wie für uns, 1 Euro zu bezahlen.

Nach dem Treffen mit den Eltern hatten die Kinder noch zwei Wochen Schule und dann kam der letzte Schultag. Am letzten Tag gingen alle nur noch zur Schule, um sich ihre Noten abzuholen und kamen daher recht früh wieder. Nachdem alle Kinder wieder da waren, fingen wir mit allen Lehrern und Schülern an, das gesamte Internat zu putzen.
Das nahm insgesamt fast fünf Stunden in Anspruch und danach waren alle ziemlich müde.
Am nächsten Tag war dann auch der letzte Internatstag. Um 10 Uhr ging es mit allen in die Messe, in der auch 14 Jugendliche ihre Erstkommunion feierten. Die Vorbereitung und die Feier fielen allerdings geringer aus als bei uns. Während bei der Erstkommunion bei uns die Kinder und die Kommunion im Mittelpunkt stehen, sind sie hier nur ein Teil der Messe, wenn auch ein größerer. Alle, die zur Kommunion gingen, hatten sich auch schick angezogen und bekamen vor allen anderen die Kommunion, sie machten die Gabenbereitung und bekamen am Ende alle ein kleines Präsent überreicht. Nach der Messe gingen wir alle wieder zurück ins Internat und die Eltern der meisten Kinder trudelten auch langsam ein, während wir Lehrer über 200 Portionen Mittagessen vorbereiteten und dann an alle Kinder und Eltern verteilten.

Von einigen Kindern warne keine Eltern gekommen und man merkte ihnen an, dass sie sehr traurig waren, obwohl sie es zu verbergen versuchten. Zum Schluss bekamen alle Kinder noch eine Tüte mit Süßigkeiten und Lebensmitteln und dann gingen alle nach Hause, nur wir Lehrer blieben noch. Für uns fing erneut das putzen an. Alle Räumlichkeiten, die noch genutzt worden waren, wurden komplett gesäubert.
Ich putzte mit zwei Lehrerinnen den Bereich der Jungen. Dabei mussten wir auch die Schränke putzen und alles ausräumen, was noch darin lag. Die meisten waren zwar leer, aber in einigen fanden wir noch das ein oder andere. Das Beste war aber, dass wir eine Wasserflasche fanden, in der sich ein Dutzend kleiner Fische tummelte. Bis alles sauber gemacht war, war es inzwischen Abend und nach dem Abendbrot ging es dann früh ins Bett.

Es war die erste Nacht für mich, die ich völlig alleine im großen Schlafhaus verbrachte, da ja alle Jungen weg waren. Zum einen war es schön, mal in der Nacht Ruhe zu haben, zum anderen fehlte auch was, wenn man die Kinder nicht ins Bett brachte.
Am nächsten Tag hieß es dann alle Namensschilder von über 500 Schlafanzügen, Decken und Bettbezügen zu machen und nochmal die letzten Räumlichkeiten zu putzen. Das nahm bis zum Nachmittag in Anspruch und danach wurde gemeinsam gekocht und abends gab es ein köstliches Essen. Also, andere mögen mir gesagt haben, was sie wollten, aber über das Essen hier kann ich mich wirklich nicht beklagen. Es gibt zwar oft Ähnliches, aber es ist immer sehr lecker und super gekocht. Nach diesem reichhaltigen Abendbrot ging es wieder früh ins Bett, denn am nächsten Tag fuhren die Lehrer recht früh nach Hause.
Für mich hieß das, dass ich ab dann alleine mit den Schwestern und für den Anfang noch mit einer Lehrerin im Internat war und bin. In der ersten Woche der Ferien gab es allerdings mehr als genug Arbeit, denn an alle 500 Bettsachen mussten neue Blanko-Schilder genäht werden und dann alles ordentlich gefaltet werden. Die Schweine müssen gefüttert werden, es muss gesäubert werden und ansonsten habe ich noch ein bisschen Freizeit für mich.

Am folgenden Wochenende ging es dann in ein kleines Dorf, um dort Weihnachten mit einigen vorzufeiern. Es gibt in der Provinz Tapacari insgesamt 129 Dörfer, die meist nur aus wenigen Häusern bestehen, und es ist für den einzigen Pastor natürlich nicht möglich, alle zu Weihnachten zu besuchen. Also feiern einige Dörfer zusammen Weihnachten vor.
Wir haben im Dorf Callanca gefeiert mit über 100 Leuten aus 20 Dörfern. Am Freitag wanderten wir drei Stunden erst das Flussbett entlang und dann die Berge hoch. Es gab eine tolle Aussicht und viel zu sehen. Den Samstag und Sonntag verbrachten wir mit Erzählen und Singen, es gab viele Predigten und geschlafen wurde mit 30 Mann in einem Haus aus Lehm, die nur mit Stroh ausgelegt war.
Die Lieder und Predigten waren alle auf Quechua, sodass ich nichts verstanden habe, aber trotzdem hatte ich mit den anderen Jugendlichen viel Spaß und habe viel erfahren. Am Sonntag ging es dann am Mittag wieder zurück und nachmittags kamen wir wieder erschöpft am Internat an.

Ich bin also bisher auch in den Ferien gut ausgelastet und sehr gespannt, was mir die nächsten Wochen, wenn die Regenzeit so richtig durchstartet, bringen.

- Jakob