MaZ: Volleyball in den Anden

Es ist nun schon sehr viel Zeit vergangen, Weihnachten und das neue Jahr sind schon lange passé und sogar Ostern ist schon vorbei. Nachdem ich in den Ferien, die von Ende November bis Ende Januar zwei Monate dauerten, im Internat geblieben war, um dort alles nach- bzw. vorzubereiten, war Ende Januar ein großes Fest in Tapacarí - das 190-jährige Jubiläum.

Wie bei jeder bolivianischen Festlichkeit wurde die Nationalhymne nebst zahlreichen anderen Hymnen und patriotischen Liedern gesungen (Man muss wissen, dass Bolivien über 50 solcher Nationallieder und patriotische Hymnen hat, die nicht selten gesungen werden.) und dazu marschierte fast das ganze Dorf mit all seinen Gruppierungen und Leuten durch eben dieses und zelebrierte das Jubiläum in höchster Freude. Nach endlosen Reden fing dann das Feiern mit Musik und Tanz an, das ich mir dann mit einigen Freunden aus dem Dorf natürlich nicht nehmen ließ.

Anfang Februar hatte ich dann mein Zwischenseminar. Glücklicherweise war es in Cochabamba, sodass ich keine weite Strecke hatte, im Gegensatz zu meinen Mit-MaZlern aus Brasilien, Argentinien, Ecuador etc. Im Zwischenseminar besprachen wir unseren bisherigen Einsatz, unsere Sorgen, Wünsche und Ideen und unsere noch folgenden Monate.
Es waren fünf sehr schöne Tage und wir haben uns alle gefreut, einander wiederzusehen und uns gegenseitig von unseren schon gemachten Erfahrungen und Erlebnissen zu erzählen.

Nach dem Seminar ging es für mich nach einem Tag Urlaub in La Paz wieder nach Tapacarí in mein Projekt, in dem schon seit einer Woche wieder die Schule angefangen hatte. Allerdings wird es hier mit der Schulpflicht nicht so eng genommen, sodass gut die Hälfte der Kinder erst in den folgenden drei Wochen eintraf und einige Eltern es wichtiger fanden, dass die Kinder die Tiere hüteten, als überhaupt zur Schule zu gehen.

Wie dem auch sei, die Kinder freuten sich alle, mich wiederzusehen und auch für mich war das Wiedersehen eine große Freude. Allerdings stellten sie mich direkt auf die Probe und wollten wissen, ob ich denn noch ihre Namen wüsste, was sich nach zwei Monaten als in der Tat nicht so einfach erwies. Nach einer Woche aber waren sowohl die alten Namen, als auch die Namen der Kinder, die dieses Jahr zum ersten Mal das Internat besuchten, wieder eingeübt und der Alltag setzte wieder ein.
Allerdings bekam ich nicht wie erwartet einen eigenen Kurs, da ich ja im August gehen würde und dann gewechselt werden müsste. Stattdessen wurde ich Bibliothekar in der Internats-Bibliothek, eine Aufgabe, die mir sehr gut gefällt.
Ich sitze nachmittags in der Bibliothek und wenn die Kinder Hilfe mit ihren Hausaufgaben brauchen oder Informationen benötigen, dann such ich das passende Buch und helfe ihnen. Zudem müssen die Bücher sortiert und überprüft werden und man lernt so einige neue Sachen, vor allem der lateinamerikanischen Geschichte.
Als zweite Aufgabe wurde ich mit dem Amt des Krankenpflegers betraut. Seit Anfang dieses Jahres sind zwei weitere Ordensschwestern ins Internat gekommen, wovon eine normalerweise die Krankenschwester ist. Da sie sich aber noch im Noviziat befindet, muss sie regelmäßig für längere Zeit in die Stadt. Dann kümmere ich mich um alle Verletzten und kranken Kinder, von denen es nicht wenige gibt.

Auch Feste gibt es nicht wenige in Bolivien. So feierten wir das schon erwähnte 190-jährige Jubiläum Tapacaris. Am 23. März war dann das nächste große Fest, der "Dia del Mar" (Tag des Meeres). Hierbei wird der Krieg Boliviens gegen Chile vor 130 Jahren nachgespielt, bei dem Bolivien seinen Meereszugang an Chile verlor.
Noch heute sind die Bolivianer tief gekränkt darüber und hoffen, eines Tages ihr Meer wiederzubekommen. Es war ein erstaunliches Fest, wieder wurden Hymnen gesungen, die Schüler hatten aufwendige Kostüme gebastelt und spielten den Krieg nach. Danach wurde noch ein bisschen getanzt und wieder marschierte die ganze Schule durchs Dorf.

Ostern, was vier Tage später war, feierte ich alleine mit den Schwestern im Dorf, da die Kinder und Lehrer über das Wochenende nach Hause fuhren. Es gab an jedem der vier Ostertage ein von den Schwestern gezaubertes Mahl und ich aß so viel, wie sonst in zwei Wochen.
Die Messen waren ähnlich wie in Deutschland und waren sehr schön. Ich durfte dem Pfarrer als Messdiener und Lektor helfen und nach der Osternacht wurde bei den Schwestern ein großes Auferstehungsmahl gehalten. Vier sehr schöne Ostertage.

Ansonsten hat eine neue Sportart die Kinder aus dem Dorf in ihren Bann gezogen - Volleyball. Eine der Lehrerinnen kaufte einen Volleyball und in der Bibliothek fanden wir ein Netz. Seitdem wird es häufig am Wochenende aufgespannt und drauflosgespielt.
Wurde am Anfang noch ziemlich unbeholfen der Ball über das Netzt geschlagen, so wurden die Kinder immer besser. Hier zog ich mit meiner Größe wieder die Blicke auf mich, vor allem, wenn ich die Bälle schmettere.
Wir haben mit den großen Jungs aus dem Internat auch schon gegen die Polizei gespielt und dabei Getränke gewonnen, da waren natürlich alle mächtig stolz.

- Jakob