MaZ: Schweine füttern in den Ferien

Ende Oktober wurde ich in die Bibliothek versetzt und bin jetzt für das Ausleihen von Büchern, Arbeitsmaterialien und Spielen verantwortlich. Mir gefällt es sehr gut, da es für die Kinder auch die Möglichkeit gibt, dort ihre Arbeiten zu erledigen. Ich konnte dadurch, dass immer andere Kinder in die Bücherei kommen und ich langsam mit meinem Spanisch auch ein wenig bei den Hausaufgaben helfen kann, die Schüler besser kennenlernen.

So hab ich dann meinen Alltag verbracht, bis dann mit dem 30. November das Schuljahr zu Ende ging.
Den letzten Schultag haben wir hier im Internat zusammen mit den Lehrern, Kindern und ihren Familien gefeiert und das lange einstudierte Krippenspiel aufgeführt. Am nächsten Tag, als die Kinder alle zuhause waren, musste erstmal das Internat einmal vollständig geputzt werden, bevor auch die Lehrer in ihre Ferien gehen konnten.

Da der Padre (Ortsgeistliche) hier zu Weihnachten nicht in all den kleinen Kommunitäten (Weilern/Einöden) sein kann, fährt er jedes Jahr vorher im Dezember schon mal herum und hält dort die Weihnachtsmesse (oder eher Adventsmesse), inklusive Taufen, Erstkommunionen oder Hochzeiten. Außerdem verteilt er Kleidung und Süßigkeiten an die Kinder.  
Dieses Mal hat der Padre mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mitzukommen und so auch mal was anderes in den Ferien zu sehen. Also haben wir die Kleidung, die dem Internat gespendet wurde, sortiert und in große Säcke gepackt, um sie in die Kommunitäten mitzunehmen und an die Kinder zu verteilen.
Dann sind wir zusammen mit einer der Schwestern in die ersten Orten gefahren. Diese liegen sehr weit auseinander, mitten in den Bergen, weshalb wir auch mal über Nacht in einem Ort bleiben mussten.
Obwohl hier zurzeit Sommer ist, sind diese in der Nacht eiskalt, was man aber mit Schlafsack, Decken und reichlich warmen Tee gut aushalten kann. In den verschiedenen Kommunitäten haben wir, zum Teil auch im Freien, die Messen gehalten (natürlich auf Quechua) und haben die Süßigkeiten und Kleider verteilt.

Aber ich bin in den Ferien natürlich nicht nur von einer Kommunität zur nächsten gefahren. Zum Beispiel habe ich zusammen mit Agata bis Weihnachten eine Ferienfreizeit für die Kinder aus dem Dorf organisiert, in der wir gespielt, gebastelt, gebacken und getanzt haben. Auch haben wir mit den Kindern Gruppenweise Tänze für sowohl Heiligabend als auch den ersten Weihnachtstag einstudiert.
Außerdem muss natürlich alles, was sonst so im Internat ansteht, erledigt werden. Das heißt zum Beispiel Bettlaken und Pyjamas falten, Pflanzen gießen und natürlich die Schweine füttern und ab und zu auch mal baden. Eine Woche vor Weihnachten kam dann Mit-MaZ Janina aus Potosí nach Tapacarí, um nicht alleine feiern zu müssen.

So haben wir Heiligabend zusammen mit den Schwestern, dem Padre und zwei Seminaristen, die den Dezember lang hier waren, im Pfarrhaus gegessen und sind danach zu der Kirche, um den Gottesdienst zu feiern. Danach haben die Kinder das erste Mal vorgetanzt, und ich musste mich für eine der Gruppen als Maria, mit einem echten Baby (das wir uns kurz ausgeliehen haben) als Jesus auf dem Arm, vor die Tänzer setzen.
Kurz haben wir noch alle zusammen getanzt, bis dann jeder zu sich nach Hause und wir ins Pfarrhaus gegangen sind, um um Mitternacht anzustoßen. Am ersten Weihnachtstag sind wir dann morgens wieder zur Kirche und haben danach wieder getanzt.
Am nächsten Tag stieß dann auch noch Hannah, die Weihnachten in ihrem Projekt in Titagallo gefeiert hat, dazu. Da die Schwestern in den Ferien meistens nicht im Internat sind, haben wir MaZen die Zeit zu dritt verbracht und haben sowohl Silvester als auch meinen Geburtstag im Januar zusammen feiern können. Dann mussten die beiden auch schon wieder abreisen.

Doch lange war ich nicht allein, da schon am nächsten Tag die Köchin mit ihrer Tochter und zwei Nichten angekommen ist. So ging es auch gleich sehr lebendig im Internat weiter, vor allem als im Dorf am 22. Januar ein Fest zu Ehren der Region Tapacarí gefeiert wurde.
Wir sind zusammen zur Plaza gegangen und haben uns zuerst einen Umzug der verschiedenen Einrichtungen hier angeschaut. Danach fing das musikalische Programm an, das aus einem Open-Air-Konzert von Musikgruppen aus der Umgebung bestand. Dazu wurde natürlich getanzt und man bekam alle fünf Minuten Popcorn, Cocablätter oder Chicha (Maisbier) angeboten.
Jeder Tag hier hält mal größere, mal kleinere Ereignisse bereit und ich freue mich schon auf sieben Monate voll schöner und interessanter Erfahrungen.

- Judith