MaZ: Dar amor y educación en sus primeros meses de vida

Das ist der Leitsatz der Sala Cuna Naciente in Recoleta, welcher übersetzt ungefähr lautet: "Schenke dem Kind Liebe und Bildung/Förderung in seinen ersten Monaten des Lebens". Wie versprochen erzähle ich in diesem Rundbrief von meiner Arbeit in dieser Kinderkrippe.

Die Sala Cuna (Kinderkrippe) besteht aus vier Gruppen, die hier Salas genannt werden, mit je ungefähr zwanzig Kindern zwischen drei Monaten und zwei Jahren. Die Salas sind nach Altersgruppen geordnet, dass heißt es gibt eine Sala MenorA mit Babys zwischen drei Monaten und ungefähr einem Jahr. Darüber ist die Sala MayorA, welche aus den ein- bis eineinhalbjährigen Babys besteht. Die Kleinkinder der beiden Salas MayorB und MayorC haben ungefähr das gleiche Alter von eineinhalb bis zwei Jahren, wobei die Kinder der MayorC schon weiter entwickelt sind als die der MayorB.

Ich bin in der Sala meiner Träume gelandet und darf seit nun einem Monat die Sala MenorA ergänzen. Die jüngste unserer 22 Schützlinge ist gerade vier Monate alt und unser Größter läuft seit ungefähr drei Wochen, also genau das Richtige für mich.

In der Gruppe arbeiten mit mir drei Tías, eine Educadora und eine Educadora im Studium. Eine Tía hat eine Ausbildung von zwei Jahren und ist hauptsächlich für die Betreuung der Kinder verantwortlich. Die Educadora hat studiert und ist für die Supervision, die Betreuung der Eltern aber auch für die Betreuung der Kinder verantwortlich. Generell erfahre ich die Zusammenarbeit meiner Tías und Pilar, der Educadora, als sehr harmonisch und gleichgestellt, wodurch ich mich von Anfang an wohl in meiner Sala gefühlt habe.

Ein normaler Tag für uns und unsere Babys beginnt morgens um halb neun damit, dass wir die Materialien und Krippen der Kinder, die morgens nicht schlafen, vor die Türe stellen und die Sala herrichten.
Bis halb zehn ungefähr trudeln dann langsam nach und nach alle Babys ein und bekommen ihr Fläschchen Milch von uns gefüttert. Wenn alle angekommen sind, wird das Begrüßungslied gesungen und eine kleine "actividad" veranstaltet. Diese Aktivitäten variieren immer und bestehen zum Bespiel aus Liedern oder Spielen für die Motorik wie z.B. Stäbchen in Flaschen stecken und wieder herausziehen. Diese Aktivität dauert aber dem Alter und Alltag gemäß nicht länger als eine Viertelstunde und um zehn wird mit der ersten Wickelrunde begonnen.

Die Babys, die morgens schlafen, werden danach in ihr Gitterbettchen zum Schlafen gelegt, während die anderen spielen. Um elf heißt es dann Händewaschen und Lätzchen anziehen sowie Tische und Stühle reintragen zum Mittagessen. Das ist mit die stressigste Zeit am Tag, weil wir zu sechst vor zwanzig hungrigen Mäulchen stehen, die alle gleichzeitig gefüttert werden wollen und Hunger haben.
Nachdem dann alle ihren Brei gegessen haben, wickeln wir wieder alle vor ihrem Mittagsschlaf. Die Gitterbetten, die wir dann alle reinholen, haben Rollen und zum Einschlafen schieben wir sie hin und her. Die etwas Größeren schlafen auf Matratzen auf dem Boden und zum Einschlafen klopft man ihnen auf den Rücken oder streichelt ihren Kopf.

Wenn im besten Fall dann alle um eins schlafen, gehen wir in zwei Schichten zum Mittagessen. Ich bin meistens in der ersten Schicht und erlebe danach, wie alle Babys nacheinander wieder aufwachen. Das ist total süß. Sie sind noch kuschelig und verschlafen und wir ziehen sie an und füttern ihnen anschließend ihre Milch.
Nachdem dann alle wieder wach, angezogen und satt sind, gibt es noch eine "actividad", die mit Sprache zu tun hat, und wir beginnen die letzte Wickelrunde.
Gegen halb fünf werden die Babys dann von ihren Eltern, Großeltern oder Geschwistern abgeholt und wir räumen die Sala auf, tragen das Material wieder herein und basteln vielleicht noch etwas.
Um halb sechs ist unser Arbeitstag vorbei und es wird sich nach chilenischer Art mit einem Küsschen verabschiedet.

Am 18. September ist der Nationalfeiertag von Chile und deshalb war quasi der ganze September ein besonderes Erlebnis. So wie ich es erfahre, haben Chilenen einen sehr großen Nationalstolz. Mir wurde das besonders anschaulich deutlich, als einige der knapp zweijährigen Kleinkinder in der Sala Cuna unaufgefordert "Chi-chi-chi-Le-le-le!-Viva-Chile!" gerufen haben.
Jede Sala hat eine andere Region von Chile dargestellt und wir haben ganz viel gebastelt, um die "Zona Norte" möglichst schön zu repräsentieren. Außerdem haben alle Salas sich gegenseitig in traditioneller Kleidung Tänze vorgeführt und es kamen Schulkinder, die den Nationaltanz Cueca getanzt haben. Ja, ihr habt richtig verstanden, auch wir haben mit den Babys und deren Eltern einen Tanz einstudiert.

Der Nationalfeiertag selber ist Feiertag und somit waren die "Fiestas Patrias", wie sie hier genannt werden, dieses Jahr ein verlängertes Wochenende. Wir sind auf einer Militärparade gewesen und haben uns die chilenische Art, diesen Tag zu verbringen, in einem Park angeschaut.
Man kommt mit Familie und Freunden zusammen, grillt und lässt Drachen steigen. Wir haben uns auch auf die Wiese gesetzt und den Familien und Essensverkäufern, die Empanadas, Grillfleisch, Popcorn und vieles mehr verkauft haben, zugeschaut. Auch ganz typisch für diese Tage ist der "Terremoto" ("Erdbeben"), ein alkoholisches Getränk, welches besonders am Nationalfeiertag getrunken wird.

- Kathrin