MaZ: Handfeste Spiritualität

Zu Weihnachten kommt nun mein Bericht zum dritten Bestandteil des "MaZ-Seins", dem "Mitbeten" aus dem Motto "Mitleben, Mitbeten und Mitarbeiten". Ich wohne nicht direkt in einer Kommunität, weshalb das "Mitbeten" nicht direkt in meinen Tagesablauf eingegliedert ist. Dennoch ist auch meine Einsatzstelle geeignet für eine MaZ.

Schwester Karoline Meyer, die Gründerin der "Fundacion Cristo Vive", bei der ich meinen Einsatz bestreite, ist ehemalige Steyler Missionsschwester. Sie wurde nach Chile gesandt und lebte zunächst mit den anderen Schwestern zusammen in Santiago. Sie hat begonnen, zu den Menschen in den Armenvierteln zu gehen und mit ihnen gemeinsam an einem besseren und gerechteren Leben zu arbeiten.
So entstanden zunächst Kindergärten und Suppenküchen, später Gesundheitsstätten und andere Einrichtungen.

Ihre Art der Arbeit im Armenviertel und ihr Wille, auf ihre Weise auf Augenhöhe mit den Menschen im Armenviertel zu wohnen, ging jedoch nicht innerhalb der Grenzen des Ordens und so trat sie irgendwann aus, um ihrem Lebenswerk weiterhin treu zu bleiben zu können. Bis heute wohnt sie mit einigen Schwestern in einer Gemeinschaft im Armenviertel, nur ein paar Meter entfernt vom "Casa Amistad", in dem ich wohne.
Über die Jahre hinweg hat sie mit vielen engagierten Helfern und Wegbegleitern wie Schwester Maruja, der Leiterin der Sala Cuna, in der ich arbeite, in verschiedenen Armenvierteln den Menschen beigestanden und geholfen und sich dabei aber immer an den aktuellen Bedürfnissen der Menschen orientiert und mit ihnen zusammen gearbeitet.
In Recoleta ist sie für die Menschen fast schon eine Heilige. Jeder kennt und liebt sie und ihr Haus ist immer offen für alle, die ihre Probleme und Anliegen zu ihr tragen. Auch in den Jahren der Diktatur war sie sehr aktiv und hat vielen Menschen geholfen, die verfolgt waren. Für mich ist sie das lebende Beispiel und Vorbild, wie man das Reich Gottes auf Erden verwirklichen kann und wie man Hilfe zur Selbsthilfe leisten und dadurch viel verändern kann.
Ich kann jedem nur empfehlen das Buch "Das Geheimnis ist immer die Liebe" zu lesen, ihre Biografie. Es ist super spannend und beeindruckend und gibt zudem einen schönen Einblick in die Geschichte hinter dem Projekt in dem ich mitarbeite.

So oft es geht, versuche ich sonntags in die Messe der Gemeinde Karolines zu gehen. Von Anfang an habe ich mich dort wohl und miteingeschlossen gefühlt. Es ist eine sehr familiäre Atmosphäre und es ist normal, dass am Ende für ein Geburtstagskind gesungen oder ein Neugeborenes wie in "König der Löwen" der Gemeinde präsentiert wird und anschließend einen ersten Segen erhält. Es wird viel gesungen und die Leute kennen alle Lieder auswendig. Es gibt nämlich keine Liederbücher aber trotzdem singen alle kräftig mit.

Die Gemeinde gehört zu einer Pfarrei aus verschiedenen Gemeinden Recoletas, die Karoline alle mitbegründet hat. An Allerheiligen war ich mit Schwester Theresa, einer Mitschwester Karolines und auch ehemalige Steyler Missionsschwester, auf einem Pfarreifest, an dem alle Gemeinden zusammengekommen sind und ihre Projekte präsentiert haben. Ich war ganz erstaunt, denn jede Gemeinde hat unter lautem Gejohle einen Film präsentiert, der eine Aktion gezeigt hat. Diese Aktionen waren zum Beispiel eine Messe in der Öffentlichkeit oder Tanz und singen mit alten Menschen. Davor und danach gab es Musik, Tanz, Essen und Trinken und Möglichkeiten sich auszutauschen.

Einige Male habe ich jetzt auch schon die Steyler Missionsschwestern besucht, die auch drei Kommunitäten in Santiago haben. Es gibt ein größeres Kloster in Las Condes, in dem ungefähr zwölf Schwestern leben. Ungefähr die Hälfte wohnt in dem eingegliederten "Schwesternaltenheim" und es gibt eine Kirche und einen wunderschönen Garten mit Aprikosenbäumen. Dort war ich bis jetzt zwei Mal zu Besuch, wobei ich einmal bei der Jubiläumsfeier (60 Jahre) und Erneuerung des ewigen Gelübdes einer Schwester dabei sein durfte. Die Schwestern freuen sich über meinen Besuch und es ist schön sich mit ihnen auf Spanisch zu unterhalten und so Spanisch zu üben.
Etwas öfter war ich in der kleinen Kommunität in Providencia, einem anderen und etwas näheren Stadtteil Santiagos. Dort leben drei etwas jüngere Schwestern. Eine Argentinierin, eine Chilenin und eine Indonesierin. Sie haben mich schon mit auf einen Ausflug genommen und ich habe sie in die Sonntagsmesse begleitet. Ich verstehe mich sehr gut mit ihnen und vor allem das Sonntagsessen schmeckt sehr, sehr gut. Beim nächsten Mal koche ich etwas Deutsches für sie; mal sehen, ob es ihnen genauso gut schmeckt.

Eine besonders schöne Erfahrung war es für mich in der Sala Cuna, als wir einige Tage lang immer am Ende des Arbeitstages in einem Kreis das Vater Unser gebetet haben, weil eine Familienangehörige zweier Tias im sterben lag. Es war ganz einfach aber dennoch so groß und bewegend, dass alle an dem Einzelschicksal teilgenommen haben.

Die vier Adventswochen haben traditionell in Chile die Mottos von Maria, Josef, Gabriel und Jesus und jede Woche im Dezember gibt es eine kleine Andacht von und für die Tias zu jedem Teil der Weihnachtsgeschichte.

Am allerschönsten für mich ist dort sowie auch in der Messe der Friedensgruß, der hier viel fröhlicher und herzlicher begangen wird. Die Menschen wünschen sich den Frieden mit viel mehr Hoffnung und Bedeutung und umarmen sich dabei. Es ist auch üblich aus der Reihe zu gehen, um noch weiteren den Frieden zu wünschen.

- Kathrin