Meine Zeit hier in Madrid neigt sich nun langsam dem Ende entgegen und in etwas weniger als zwei Monaten geht es auch schon wieder zurück nach Deutschland. Aktuell schaue ich meiner Rückkehr eher mit gemischten Gefühlen entgegen, da ich einerseits traurig darüber bin, dass mein Jahr hier so schnell vorbeiging, andererseits freue ich mich auch Familie und Freund*innen wiederzusehen und anzufangen zu studieren. Ich werde jedoch passend zu meiner Arbeit hier in Madrid höchstwahrscheinlich Soziale Arbeit studieren.
Seit meinem letzten Bericht vergangenen Herbst gab es arbeitstechnisch eine kleine Veränderung, sodass ich zusätzlich zum Zentrum für Obdachlose (Cedia) noch in einem Tageszentrum für Frauen arbeite. Dort können sie ihre Wäsche waschen, duschen und eine Kleinigkeit essen.
Außerdem werde ich jetzt noch in einem Zentrum für Menschen arbeiten, die Probleme mit ihrer mentalen Gesundheit haben. Dort werde ich für einen Malkurs zuständig sein. Die Veränderung meiner Arbeit zum Ende meines Einsatzes klingt vielleicht etwas seltsam, weil es ja eigentlich nur noch zwei Monate sind, aber ich freue mich sehr darauf gerade zum Ende hin noch neue Erfahrungen in einem anderen Zentrum zu sammeln. Neben dem Malkurs werde ich wahrscheinlich auch bei der Gartenarbeit mithelfen. Bei Cedia arbeite ich neuerdings zusätzlich auch einmal in der Woche morgens im Zentrum, um das Frühstück zu servieren und danach ist manchmal noch Gartenkurs, da das Zentrum auch einen kleinen Garten hat.
Marie und ich waren Anfang Juni für eine Woche in Málaga, wo wir unseren Urlaub wirklich sehr genossen haben und sehr viel am Meer waren. Zusätzlich ist es auch immer schön andere Regionen von Spanien kennenzulernen und einfach mal raus aus der Großstadt zu kommen. Málaga befindet sich in Andalusien, was ich vor allem interessant fand, weil es zu der direkten Nähe zu Marokko auch sehr viele arabische Einflüsse hat, was man zum Beispiel an der Architektur mancher Häuser sehen kann.
Letzte Woche hatte eine Schwester aus der Kommunität Geburtstag und ist 34 geworden, da habe ich mit den Schwestern zusammen ordentlich mitgefeiert und ich bin generell immer super gerne in der Kommunität, um mit den Schwestern Zeit zu verbringen, ob es jetzt einfach nur beim Essen ist oder auch beim wöchentlichen Chor.
Eine andere Sache, die mir immer wieder auffällt, ist, dass Madrid sehr viele Einflüsse aus Lateinamerika hat, da sehr viele von dort hierher nach Spanien und vor allem nach Madrid immigrieren. Diese Einflüsse bemerke ich täglich und vor Kurzem war ich auch mit einem Freund, der selbst aus Venezuela kommt, in einer Markthalle, wo Essen aus ganz Lateinamerika verkauft wird. Dort habe ich zum Beispiel Ceviche oder auch Cachapa gegessen.
Was mir auch sehr gut gefallen hat, war das „Fiesta cultural“, das wir im Zentrum für die Frauen hatten, in der jede*r die eigene Kultur und das eigene Land kurz vorstellen konnte und anschließend gab es noch ein Buffet mit Gerichten aus den einzelnen Ländern. Dadurch habe ich zum Beispiel erfahren, dass zum Zentrum Frauen mit fast 50 verschiedenen Nationalitäten kommen und ich fand es auch sehr schön, mehr über die Länder zu erfahren und auch über die Frauen und ihre kulturellen Hintergründe.
Eines meiner persönlichen Highlights der letzten Zeit war die Pride-Parade in Madrid, die auch die größte ihrer Art in Europa ist. Die Parade bestand quasi aus zwei Teilen: Der erste Teil bestand aus ganz vielen Leuten, die die Fahnen geschwenkt haben, sehr vielen Trommlern und vieles mehr. Der zweite Teil waren Wagen mit lauter Musik, die für sehr gute Stimmung gesorgt haben und die Menschen links und rechts von der Straße zum ausgelassenen Tanzen angeregt haben. Ich fand es einfach mega schön zu sehen, dass soo unfassbar viele Leute zur Parade gekommen sind und wie gut die Stimmung währenddessen war, auch wie glücklich wir alle waren. Auch wenn ich vorher schon wusste, dass Madrid eine sehr große Gay-Community hat und ein Stadtviertel in der Innenstadt auch als Gay-Viertel bezeichnet wird, hat mich das trotzdem sehr gerührt.
Nebenbei bemerkt fand ich es bei der Parade auch sehr angenehm, dass der Austragungsort durch die vielen Bäume, die neben der Straße stehen, sehr viel Schatten hatte, denn in den letzten Wochen, waren es eigentlich fast durchgehend immer über 30 Grad und genau einen Tag vor der Parade sogar 38 Grad.
Schlussendlich bin ich einfach generell super dankbar für die Zeit, die ich hier in Spanien verbringen durfte und schaue auf meine Zeit hier sehr positiv zurück und freue mich auch auf die Zeit, die ich noch hier verbringen darf.
MaZ Christina