MaZ: Pizza mit hohem Rand und baumgesäumte Straßen

Am Samstag startete meine Reise in ein Jahr voller neuer Erfahrungen. Der Startpunkt war der Flughafen von Frankfurt. Begleitet von meiner Familie habe ich mein Gepäck aufgegeben und mich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle gemacht, wo es dann hieß, Abschied zu nehmen. Ein Jahr ohne Freunde, Familie und die bekannte Umgebung. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das alles noch gar nicht realisieren.

Nach der Sicherheitskontrolle ging es weiter ins Flugzeug. Der Flug war wirklich atemberaubend, da ich von meinem Fensterplatz aus die Strecke von Frankfurt nach Stockholm beobachten und die Reise in ein paar Bildern festhalten konnte. Von Stockholm aus ging es nach einer kurzen Wartezeit und kleinen Komplikationen (weil ich zuerst am falschen Gate war) weiter nach Chicago.
Am Flughafen in Chicago angekommen war ich zum einen müde von meinem Flug, andererseits konnte ich es gar nicht erwarten, die Stadt, die Schwestern und meine neue Heimat zu sehen. Außerdem war ich total froh, nach einer so langen Reise ohne Komplikationen angekommen zu sein.

Nachdem ich meinen Koffer abgeholt hatte, bin ich in die Flughafenvorhalle gelaufen, um die Schwestern zu suchen, die mich abholen wollten. Die Schwestern hatten extra Schilder mit meinem Namen vorbereitet und so haben wir uns schon nach kurzem Suchen gefunden. Sie haben übrigens nicht die typischen Ordenstracht angehabt, sondern waren in ihrer normalen Alltagskleidung angezogen.
Es war schön endlich zu wissen, mit wem ich in der nächsten Zeit zusammen wohnen werde und ich war auch sehr glücklich, denn die Schwestern waren wirklich nett.
Auf der Autofahrt haben mich die Schwestern gleich gefragt, ob ich Vegetarierin bin, da die meisten deutschen Volontäre, die bisher im Life Learning Center gearbeitet haben, anscheinend Vegetarier waren. Als ich dann erzählt habe, dass ich auch Vegetarierin bin, mussten wir erst mal lachen und ich war gleichzeitig froh, dass das wohl kein größeres Problem werden würde.

In meinem neuen zu Hause angekommen wurde ich herzlich von den anderen Schwestern begrüßt, mit denen ich jetzt zusammen wohnen werde. Sie hatten ein super leckeres Essen vorbereitet und zum Nachtisch gab es noch frisch gebackene Brownies und Obstsalat.
Während dem Essen haben sich die Schwestern kurz vorgestellt: Hier leben zwei Schwestern aus Indonesien und jeweils eine Schwester aus den USA, China, Japan und Chile. Ich finde es total schön und freue mich sehr darauf, mit Leuten aus total verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenzuleben. Denn so lerne ich nicht nur die amerikanische Kultur kennen, sondern erfahre auch etwas über andere Kulturen (was sich schon alleine im Essen widerspiegelt, wie ich in den nächsten Tagen bemerkt habe, denn zu jeder Mahlzeit gibt es auch eine große Schüssel Reis).
Nach dem Essen bin ich dann nach einem langen Tag ins Bett gefallen und war sehr glücklich, dass mit der Reise alles so gut geklappt hatte und ich mich hier gleich so wohl gefühlt habe.

Am nächsten Tag sind wir in eine spanische Messe gegangen. Die Kirche, in der die Messe stattfand, ist super groß. Trotzdem war sie bis auf den letzten Platz gefüllt, was mich sehr beeindruckt hat. Da eine Jugendgruppe an diesem Tag die Messe begleitete, waren auch viele junge Leute in der Kirche. Als die Sonntagsmesse fertig war, standen kleine Eiswagen vor der Kirche, an denen mexikanisches Eis verkauft wurde (unter anderem Eis mit Chili).
Am Nachmittag haben wir einen sonntäglichen Ausflug in die Innenstadt von Chicago unternommen, bei dem mir die Schwestern eine Reihe von markanten
Sehenswürdigkeiten gezeigt haben, wie z.B. das berühmte Cloud-Gate ("The bean"), den Crown Fountain (ein riesiger Brunnen in Form eines großen Blocks, auf dem Videos von Gesichtern abgespielt werden) und den Millenium Park.
Ein besonderes Highlight war unser Picknick am Ufer des Michigansees.
Chicago ist eine wunderschöne grüne Stadt und gar nicht so dreckig und zugebaut, wie man erwartet. Überall gibt es Parks und man findet kaum eine Straße, die nicht von Bäumen gesäumt ist.
Zum Abschluss der Citytour haben wir uns ein Klassik-Konzert von jungen Kindern und Jugendlichen auf einer großen Bühne mitten in einem Park angehört und sind dann zusammen Pizza essen gegangen. Wir haben uns die "deep dish pizza" bestellt, die typisch für Chicago ist und einen sehr hohen Rand hat.
Nach diesem wunderschönen und ereignisreichen ersten Tag bin ich dann um 23:00 Uhr unserer Zeit (06:00 Uhr in deutscher Zeit) entsprechend müde schlafen gegangen.

An einem der nächsten Tage haben wir den Schwesternkonvent der Steyler Missionsschwestern in Techny (eine halbe Stunde Autofahrt von uns entfernt) besucht.
Hier leben viele alte Schwestern und wir haben auch deutsche Schwestern getroffen, mit denen ich mich unterhalten habe. Manche von ihnen leben schon seit 50 Jahren in den USA.
Die Schwestern sind alle sehr herzlich und ich fand es sehr schön zu sehen, wie viel die Schwestern in ihrem Leben als Missionarin erreicht haben und wie glücklich sie dabei sind.

Da das Life Learning Center noch nicht mit dem Programm begonnen hat, hatte ich die Möglichkeit die ersten Tage zu nutzen, um mir die Stadt anzuschauen und die Leute hier besser kennen zu lernen.
Wir hatten allerdings schon ein Meeting mit allen Mitarbeitern des Life Learning Centers, um das Programm und die Zuständigkeiten zu besprechen. Es war schön, schon mal alle Leute zu treffen, mit denen ich in Zukunft zusammen arbeiten werde.
Außerdem haben wir die Tage genutzt, um die Räume und Materialien herzurichten, aufzuräumen, Spiele zu sortieren und die Schränke zu beschriften uvm.

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit meiner Verantwortlichen getroffen, um meinen Dienstplan für den Einsatz zu besprechen und Fragen zu klären. Nach dem Gespräch hatte ich erst mal das Gefühl, dass die Arbeitstage wahrscheinlich sehr gefüllt sein werden, trotzdem bin ich schon gespannt, wie mein Arbeitsalltag dann tatsächlich aussieht.
Ich freue mich schon, wenn es in den nächsten Tagen mit dem Programm im Center losgeht.

- Miriam