MBB: Für andere da sein und sich selbst weiterentwickeln

Elisa ist zurzeit in Athen, um dort im Rahmen unseres Freiwilligendienstes Mission Beyond Borders (MBB) an der Seit der Flüchtlinge zu stehen. In ihrem Rundbrief schildert sie unter anderem aus der Sicht einer Geflüchteten, wie die Schwestern und der Jesuiten Flüchtlingsdienst die Ankommenden willkommen heißen.

„Vor ein paar Tagen bin ich in Griechenland angekommen und lebe jetzt im Flüchtlingscamp Malakasa nicht weit von Athen. Von der Caritas habe ich die Telefonnummer von JRS Greece, dem Jesuit Refugee Service Greece, bekommen. Um einmal im Monat einen Termin für kostenlose Kleidung zu erhalten, schreibe ich ihnen eine Nachricht. Ich mache mich also auf den Weg ins Zentrum von Athen. Nach ca. zwei Stunden Busfahrt komme ich im Projekt ‚Magasi‘ - was auf Griechisch ‚Laden‘ bedeutet - an und werde herzlich empfangen. Die Freiwilligen und die Schwestern, die aus verschiedenen Ländern kommen, unterstützen mich dabei, die passende Kleidung für mich zu finden. Zusätzlich gibt es auch noch Bücher, Spielzeug, Taschen, Schuhe, Decken und andere Sachen, je nach Spende. Jeder erhält außerdem eine Seife und ein Zahnputzset.

Danach bringt mich eine Freiwillige in das ‚Woman-Day-Center‘, was sich im zweiten Stock des Gebäudes befindet und ausschließlich für Frauen und deren Kinder zugänglich ist. Als erste spreche ich mit der Sozialarbeiterin und erkläre ihr meine Situation. Sie erklärt mir, dass ich meine Wäsche im Center waschen und auch die Dusche nutzen kann. Es gibt medizinische Untersuchungen sowie kostenlose Unterstützung durch einen Anwalt falls nötig. Außerdem gibt es einen Foodbasket, bei dem jede Familie einmal im Monat mit den wichtigsten Grundnahrungsmitteln, sowie Windeln, Babymilch und Binden ausgestattet wird. Einmal in der Woche gibt es Freizeitangebote wie einen Näh- oder Häkelkurs im Wohnzimmer des Centers, die von den Freiwilligen geleitet werden. Wenn ich meine Sprachkenntnisse verbessern möchte, gibt es momentan einen Griechisch- und einen Englischkurs im Center. Meinen dreijährigen Sohn kann ich mitbringen und ihn während des Kurses im Playroom bei den Freiwilligen abgeben. Da ich einen Deutschkurs belegen möchte, bringt mich die Sozialarbeiterin in das Erdgeschoss des Hauses in das Projekt ‚Magistories‘. Hier können Erwachsene Griechisch-, Englisch- und Deutschkurse belegen. Es gibt eine Griechischlehrerin und einen Englischlehrer. Die Deutschkurse, sowie einige Englischkurse werden von den Freiwilligen geleitet.

Im Deutschkurs lerne ich eine Freundin kennen, die schon vor einigen Jahren nach Griechenland gekommen ist und jetzt in der Nachbarschaft lebt. Sie hat Kinder, die hier die Schule besuchen. Neben dem großen Haus der Jesuiten gibt es das ‚Pedro Arrupe Center‘. Nach der Schule erhalten ihre Kinder in diesem Center eine besondere Unterstützung bei den Hausaufgaben und in der Schule, damit sie sich gut in dem neuen Land integrieren können. Es gibt verschiedene Aktivitäten und Ausflüge, die von den Freiwilligen durchgeführt werden.

Ende des Monats soll neben dem ‚Magasi‘ ein neues Projekt eröffnet werden, was sich `'Welcome Center' nennt. Dies soll ein Ort werden, an dem Menschen zusammenkommen und sich austauschen. Durch gemeinsame Aktivitäten bei Tee und Keksen sollen Kontakte geknüpft werden.“

So oder ähnlich erleben die Geflüchteten den ersten Kontakt mit uns Freiwilligen, den Schwestern und dem JRS. Ich möchte jetzt noch ein wenig davon erzählen, wie wir hier leben und den Tag verbringen:

Das große Haus der Jesuiten beinhaltet nicht nur die Projekte, sondern bietet auch genug Platz zur Beherbergung der Jesuiten, der Steyler Missionsschwestern sowie der Freiwilligen. Es wohnen zwar alle auf demselben Stockwerk, allerdings hat jede Gruppe ihren eigenen Bereich. Jeden Dienstag sind die Freiwilligen bei den Jesuiten zum Mittagessen eingeladen. Freitags gibt es einen kleinen Gottesdienst auf unserem Stockwerk und ein anschließendes Mittagessen mit den Schwestern und den Mitarbeitenden des Centers. Da der Abt der Jesuiten Franzose und Pfarrer in einer französischen Gemeinde in Athen ist, gibt es einmal im Monat die Möglichkeit einen französischen Gottesdienst zu besuchen.

Alternativ gibt es die philippinische Gemeinde mit einem englischen Gottesdienst, an dem eine Schwester regelmäßig teilnimmt. Zudem gibt es die Gebete der Schwestern, an denen wir teilnehmen können. Auch Einzelgespräche sind leicht zu arrangieren, weil wir alle sehr eng zusammenwohnen. Spirituell und religiös kann man sich hier daher sehr gut weiterentwickeln.

Auch außerhalb der Projekte gibt es Möglichkeiten sich zu engagieren. So gibt es jeden Sonntagmorgen die Suppenküche. Sie wird von Schwestern einer anderen Ordensgemeinschaft geleitet, aber die Steyler Schwestern helfen jede Woche beim Kochen und Essen servieren. In unserer Freizeit gehen wir gerne in die „Social Kitchen“. Es gibt ein gemeinsames Abendessen und die Möglichkeit Spiele zu spielen und in den Austausch miteinander zu treten. Die Social Kitchen ist offen für alle. Meistens kommen Freiwillige aus anderen Organisationen, Geflüchtete, Migrant*innen oder Bedürftige. Jedes Mal treffen wir die unterschiedlichsten Menschen aus den verschiedensten Ländern mit den interessantesten Geschichten.

Das bietet uns die Möglichkeit, JRS Greece und unsere Angebote für die Menschen bekannter werden zu lassen und uns zudem mit anderen NGO's zu verbinden. Eine andere Organisation bietet verschiedene Sportaktivitäten für Geflüchtete und Freiwillige an. Auch hier nehmen wir ab und zu teil. In diesem Setting haben wir einen anderen Zugang zu den Geflüchteten als in unserem Projekt, wodurch wir eine andere Erfahrung sammeln dürfen.

Die verschiedenen Projekte in JRS sowie die Angebote der anderen NGO's in Athen helfen den Menschen beim Ankommen in einem neuen Land und in einem neuen Kontinent. Auf die ein oder andere Art kommen wir alle an und die Angebote unterstützen den Einzelnen dabei sich bestmöglich in die griechische Gesellschaft zu integrieren und Stabilität und Ruhe zu finden. Durch die große Diversität der Projekte wird ermöglicht, dass jede*r das Angebot findet, das ihm am ehesten zusagt und was die eigenen Bedürfnisse am besten befriedigt.

Elisa

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