GOTT in mir. GOTT in dir.

GOTT ist nicht ein fernes Gegenüber. GOTT ist anders, größer als wir denken können. Aber sicher ist: GOTT ist uns unendlich nahe und „wohnt in unseren Herzen“. Deshalb kommen wir mit GOTT in Berührung, wenn wir unseren Mitmenschen begegnen.

Wenn wir erfahren, dass jemand uns hilft und es gut mit uns meint, sind wir normalerweise erst einmal der Person dankbar, die so liebevoll ist. Wer aber GOTT als das innerste Geheimnis jedes Menschen erahnt, wird von der Spur weitergeführt: es wird darin die Liebe GOTTES erkennbar, die durch das Gegenüber ein konkretes Gesicht bekommt.

Im Matthäusevangelium erklärt Jesus mit großer Eindringlichkeit: Was ihr einem der hungernden, obdachlosen, gefangenen… Menschen getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Mt 25,40). Wer am Mitmenschen handelt, handelt also zugleich an Christus. Eine solche Spiritualität verlangt Compassion, Mitleidenschaft mit den Menschen in Not. Und offene Augen: Nur wer sich darauf einlässt und hinschaut, wird die verborgene Gottesgegenwart im Menschen erkennen können.

Es gibt demnach verschiedene Wege zur Gotteserfahrung, die sich nicht trennen oder gegeneinander ausspielen lassen. Die klassische Mystik sucht GOTT in der Tiefe des eigenen Herzens (myein = die Augen schließen, um sich in GOTT zu versenken). Gerade diese Mystiker*innen stimmen überein mit dem, auf was die „Mystik der offenen Augen“ (Metz) aufmerksam macht: unsere Gottesbeziehung ist nicht zu trennen von unseren Erfahrungen mit den Mitmenschen.

Auch biblisch ist es eine Grundüberzeugung: „Liebe zu GOTT ist nicht möglich ohne Liebe zum Bruder*zur Schwester.“ (1Joh 4,20f) Diese innere Einheit spiegelt sich im zentralen „Hauptgebot der Liebe“ wider: „Du sollst den Herrn, deinen GOTT, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Lk 10,27). Die Liebe ist nicht zu teilen. Sie ist in uns. Denn sie ist „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5,5), durch die Gegenwart GOTTES in uns selbst.

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