MBB Athen: Unterrichten, damit Flüchtlinge selbst eine Stimme bekommen

Im Spätsommer hat Barbara aus Lissabon ihr Studium beendet. Bevor sie in die Berufswelt startet, engagiert sie sich als Freiwillige bei Mission Beyond Borders (MBB). Sie lebt in der Kommunität der Steyler Schwestern in Athen und unterstützt die Projekte des Jesuitenflüchtlingsdienstes. „Eine intensive Zeit“, sagt Barbara.

Seit Ende September bin ich hier in Athen. Die Zeit vergeht sehr schnell, aber sie ist gleichzeitig auch sehr intensiv. Wir hören nie auf, weil wir nie aufhören, nachzudenken. Wir sehen und hören viele schreckliche Dinge. Dinge, die wir uns nie vorstellen konnten, auch wenn wir jeden Tag die Nachrichten sehen oder hören. Wir haben es mit vielen Obdachlosen zu tun.

Eine der wichtigsten Aktivitäten, mit denen wir uns beschäftigen, ist daher die Arbeit im "Magazy", einem Ort, an dem diese Menschen Kleidung, Decken oder einige grundlegende Dinge bekommen können. Dabei ist es für uns Freiwilligen am wichtigsten, nicht nur die Kleidungsausgabe zu organisieren oder die Spenden in Empfang zu nehmen, sondern vor allem die Kommunikation mit den Flüchtlingen. Wir möchten ihnen bei der Kleiderwahl helfen oder ihnen ein Maximum an Informationen darüber geben, wo sie mehr Hilfe finden können. Diese Hilfsangebote umfassen auch unsere Organisation.

Wir haben zwar keinen Platz, wo die Flüchtlinge schlafen können, aber wir bieten Unterricht an und  einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen und sich etwas "erholen" können – das ist unsere sogenannte "Tea Time". Irgendwann am Tag können sie zu uns kommen und einfach eine Tasse Kaffee oder Tee trinken und ein paar Kekse essen. Dann können sie einen "normalen" Augenblick erleben, sich sicher fühlen und haben die Möglichkeit, miteinander und sogar mit uns, den Freiwilligen, zu sprechen. Manchmal kann es für die Freiwilligen schwierig sein, ein langes Gespräch mit ihnen zu führen, weil viele von ihnen kein Englisch sprechen oder einfach, weil sie so viele sind - mehr als 100 auf engstem Raum - , also hören wir nie auf, ihnen Getränke oder etwas zu essen zu geben, was ein wirklich gutes Zeichen ist. Es bedeutet, dass sie angenommen werden, sie uns vertrauen und dann vielleicht später ihre Familien oder Freunde mitbringen.

Abgesehen von der Teepause bieten wir Kurse oder Aktivitäten für die Kinder an, denn viele von ihnen gehen nicht in die Schule. Diese Aktivitäten können Malen, Spielen oder das Anschauen von Filmen sein. Oder wir unterrichten Englisch, Französisch und Griechisch. Ich bin eine der „Lehrerinnen“ und bringe den Kindern Mathematik bei. Das schwierigste ist, dass die Kinder alle auf einem unterschiedlichen Niveau sind. In der gleichen Klasse kann ich einen Schüler haben, der nicht weiß, wie man die Zahlen schreibt oder ausspricht und gleichzeitig eine Schülerin, die weiß, wie man multipliziert.

Die verschiedenen Hilfsorganisationen in Athen sind gut vernetzt und unterstützen sich gegenseitug. So bin ich auch für die Caritas oder die Schwestern von Mutter Teresa im Einsatz. Meine Arbeit als Freiwillige kann sehr einfach sein, aber auch gleichzeitig sehr hart. Wir reichen den Flüchtlingen und Obdachlosen nicht einfach nur etwas Brot, sondern wir geben ihnen das einzige Essen, das sie den ganzen Tag haben werden. Es geht nicht nur darum, den Menschen eine neue Sprache beizubringen, es gibt ihnen die Möglichkeit, eine Stimme zu bekommen und um Hilfe bitten zu können. Und oft ist es nur ein kurzes Gespräch, ein Lächeln oder eine freundliche Geste, die ihnen die Würde verleiht, die sie verdienen. Wir können ihr Leben nicht verändern, aber wir können etwas für sie tun.“


Barbara kommt aus Lissabon/Portugal. Die 22-Jährige hat Soziale Arbeit studiert und war für drei Monate als Freiwillige im MBB-Einsatz in Athen.