MaZ: Der Weltjugendtag als Abschluss des MaZ-Jahres

Der Weltjugendtag wirkt nach: Steffi war als Missionarin auf Zeit in Lissabon und blickt in ihrem Rundbrief auf das Großereignis zurück und ist noch voller Begeisterung: „Ich bin immer noch fasziniert von der Hingabe und dem Engagement der fast 25.000 Freiwilligen in und um Lissabon!“

Steffi (in Gelb) vor dem Stand der Steyler Schwestern und Brüder

„Há pressa no ar“, das bedeutet so viel wie: „Die Luft ist voller Spannung“, so lautete der Titelsong des Weltjugendtages 2023 in Lissabon, Portugal, an dem ich teilnehmen durfte. Dieser Song passt meiner Meinung nach perfekt, da die Luft wirklich voll von unterschiedlichen Sprachen, Kulturen, Gewändern, neuen Bekannt- und Freundschaften, Aktivitäten und natürlich Gottesdiensten war.

Bereits lange Zeit vor den offiziellen Tagen war diese Vorfreude bei zahlreichen Vorbereitungstreffen spürbar gewesen. Da ich das ganze Jahr als Missionarin auf Zeit (MaZ) in Portugal verbringen durfte, konnte ich alles miterleben und als „Voluntaria“, also Freiwillige, an der „Jornada Mundial de Juventude“ (JMJ) mitwirken.

Der Weltjugendtag, der eine ganze Woche dauerte, war unglaublich faszinierend. Ich war zusammen mit den Steyler Schwestern und Brüdern an einem Stand, an dem wir, wie viele andere Kongregationen auch, über die Arbeit der Steyler Ordensfamilie berichteten und viele interaktive Aufgaben, sowie Armbänder zur Erinnerung anboten. Es war unglaublich schön zu sehen, auf wie viel Begeisterung und Bewunderung die Arbeit der Missionar*innen stieß und wie wertgeschätzt sie wurde. Auch der Kontakt mit den anderen Ordensgemeinschaften war sehr interessant und zeigte den Zusammenhalt im Glauben.

Neben meiner Arbeit bei den Schwestern, half ich außerdem bei einem Stand der Kirche Sao Nicolau – meiner Einsatzstelle – mit. An diesem informierten wir Pilger der JMJ und interessierte Bürger*innen über die Angebote von Sao Nicolau und den Ablauf dieser Woche. Zudem boten wir eine „Gebetspilgerreise“ an und verteilten als Geschenk bei Vollendigung dieser Armbänder. Allgemein hatten die Kirchen ein vielfältiges Programm, welches von Messen aller Art und in sämtlichen Sprachen, bis über Konzerte, Andachten und Bibelteilen reichte.

Aber auch außerhalb der Kirchen und den Informationsständen der Ordensgemeinschaften wurde jede Menge angeboten! So öffneten viele Museen, Kinos und Galerien ihre Pforten und boten Aktivitäten und Informationen zu religiösen, geopolitischen und historischen Themen an. Gegen Abend stellten außerdem viele katholische Bands und Musikgruppen ihr Repertoire vor und sorgten für Stimmung auf der Journada. 

Die absoluten Highlights waren natürlich die Hauptanlässe, wie die Eröffnungsmesse, die Ankunft des Papsts, der Kreuzweg, und die Schlussmesse mit anschließender Mahnwache (Vigil). Diese war besonders spannend, da die meisten von uns auf einer riesigen abgesperrten Grasfläche übernachteten und wir beinahe alle zwei Stunden Fußmarsch in der prallen portugiesischen Sonne hinter uns hatten. Aber das war es auf jeden Fall wert! Das Ambiente vor Ort war einfach unbeschreiblich! Ca 1,5 Millionen aufgeregte Menschen aus allen möglichen Kulturkreisen. Alle erschöpft, aber glücklich von einer Woche voller Aktivitäten, neuer Begegnungen und dem Feiern des Glaubens. Wie immer, wenn der Papst den Platz betrat, wurde er mit lautem Jubel und dem Ruf: "Está é a juventude de papa" begrüßt, was so viel heißt wie: „Das ist die Jugend des Papstes".

Die Vigil selbst war sehr schön gestaltet. So zeigten das Orchester und der Chor der JMJ ihr Können. Ebenso sprachen einige Redner*innen über geopolitische Themen und natürlich gab es auch genügend Zeit für sich selbst und Gott. Am nächsten Tag ging es für viele Pilger*innen schon wieder nach Hause, während es für die Voluntarios noch zu einem abschließenden Treffen mit dem Papst ging. Dieses Treffen war deutlich kleiner, sodass wir ohne Probleme einen Platz in den vorderen Reihen ergattern konnten. Bei diesem Treffen erzählten drei Freiwillige dem Papst ihre Lebensgeschichte und von ihrem Einsatz auf dem Weltjugendtag. Außerdem richtete der Papst sehr emotionale und private Worte an die Freiwilligen, entschuldigte sich für Schwächen von ihm und bedankte sich mehrfach sehr sehr herzlich.

Insgesamt bin ich so glücklich, die Möglichkeit gehabt zu haben, am Weltjugendtag teilzunehmen. Ich bin immer noch unglaublich fasziniert, mit welchem Engagement und Hingabe sich ca. 25.000 Freiwillige und zahlreiche Gastfamilien für einen reibungslosen Ablauf sowie den zuvor stattgefundenen „Tagen der Begegnung“ eingesetzt hatten und wortwörtlich Tag und Nacht gearbeitet hatten, um aus dem Weltjugendtag ein unvergessliches Erlebnis zu machen.

Da auch in dem Wohnviertel, in welchem ich mein MaZ-Jahr verbracht hatte, viele Pilger*innen untergebracht wurden, konnte ich die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen aus nächster Nähe miterleben. Obwohl die Bewohner*innen des Viertels häufig am Existenzminimum lebten, wollten trotzdem alle unbedingt Pilger*innen bei sich aufnehmen und einen Teil zum Gelingen beitragen. Ich muss immer noch an den Satz denken, den eine Schwester zu mir sagte, als ich sie darauf ansprach, wie bewundernswert ich dies fand. „Die Menschen in diesem Viertel haben nichts, aber für andere Menschen haben sie Alles.“

Und ich denke, dies ist auch die Message, die uns der Weltjugendtag vermitteln will: Miteinander zu teilen, uns gegenseitig zu unterstützen, nicht vor Unterschieden zurückzuschrecken und letzten Endes zu wissen, dass wir im Glauben, egal wie unterschiedlich er gelebt sein mag, doch immer eins sind. Denn wie auch Papst Franziskus in seiner Abschlussrede sagte: "Die Freude ist missionarisch!"

Steffi

Die Gruppe aller Freiwilligen von São Nicolau
Steffi und Gruppenmitglieder beim Übernachten auf der Vigil