MaZ: Internatsalltag und Hobbyfriseurin

Judith erzählt von ihren ersten aufregenden Wochen in ihrem MaZ-Einsatz in Bolivien.

Als ich in Bolivien zusammen mit Janina angekommen bin, erlebten wir auch schon unseren ersten Schock – unser Gepäck war nicht da. Also erstmal geschafft von Abschiednehmen und Flug, rauskriegen, wo unsere Koffer waren. Wie sich rausgestellt hat, sind diese in Madrid liegen geblieben. Da wir unsere ersten drei Wochen in Cochabamba verbracht haben, um einen Sprachkurs zu machen, ließ sich unser Gepäck dann doch noch relativ unkompliziert, mit ein paar Tagen Verspätung, am Flughafen abholen.

Nach dem Sprachkurs, während ich in einer Gastfamilie gewohnt habe, ging es dann endlich in das Internat in Tapacarí. Da, als ich ankam, die Kinder über ein verlängertes Wochenende zuhause waren, konnte ich mich in Ruhe eingewöhnen. Die Schwestern und der Padre (Ortsgeistliche) hier haben mir zum Beispiel die heißen Quellen in dieser Umgebung gezeigt.

Dann ging auch der Alltag für mich los. Und so sieht das dann ungefähr aus:
5:30 Uhr – Die Klingel ertönt. Zeit zum Aufstehen! Schnell fertig machen und runter in den Speisesaal, um das Frühstück vorzubereiten. Das bedeutet Brötchen mit Butter oder Marmelade beschmieren und in der Küche ein heißes Getränk zuzubereiten.
Um 6:30 Uhr versammeln sich sowohl die Kinder als auch die Professoren, um das Morgengebet zu halten. Danach wird dann gefrühstückt.
Nachdem alle Kinder zur Schule geschickt sind, sieht mein Vormittag eher ruhig aus. Zeit zum Spanischüben, Lesen, Wäschewaschen oder in der Küche beim Mittagessen Helfen.
Auch lässt es sich hier gut spazieren gehen. Zwar ist das etwas anstrengend wegen der Höhe und der Steigung, doch dafür kriegt man eine unfassbare Aussicht über die Landschaft geboten. Tapacarí ist von einem zurzeit relativ ausgetrocknetem Fluss umgeben und sonst, wohin man auch schaut, überall erblickt man nur Berge.
 
Um 14:00 Uhr gibt es das Mittagessen. Danach ist bis Kursanfang um 15:00 Uhr freie Zeit, in der aber auch mal Kartoffeln oder anderes Gemüse geschält werden müssen. In den Kursen machen die Schüler dann unter Aufsicht einer Lehrerin ihre Hausaufgaben. Ich besuche zurzeit verschiedene Kurse oder übernehme auch mal einen, wenn eine Lehrerin verhindert ist. Dort passe ich auf, dass auch wirklich alle Kinder da sind oder versuche bei den Hausaufgaben zu helfen.

Um 19:00 Uhr wird zu Abend gegessen. Danach ist sowohl für mich als auch für die Kinder freie Zeit, um zu spielen. Diese wird meist auf oder am Sportplatz genutzt.
Das Abendgebet wird um 20:30 Uhr mit allen zusammen gehalten und danach werden die Kinder in ihre Zimmer geschickt. Nachdem sicher gestellt ist, dass alle in ihren Betten liegen, kann dann auch ich in mein Bett fallen.
 
Aber natürlich, wie könnte es auch anders sein, besteht mein Leben hier nicht nur aus Alltag, sondern es wird auch mal gefeiert. Mal mit dem ganzen Dorf, wie beim Fest der Virgen de Dolores (Maria Schmerzensmutter), eine Art der Marienverehrung. Diese wurde mit Musik, Prozessionen, Motorradralleys und natürlich auch Tanz kräftig gefeiert. Ich wurde auch sofort miteinbezogen und so wurde ich bald auf dem Marktplatz zwischen den ganzen anderen Leuten umhergewirbelt.
Aber auch kleinere Feste gibt es, wie zum Beispiel als wir hier im Internat den Tag des Schülers gefeiert haben. Dafür haben die Kinder in den einzelnen Kursen extra kleine Tanzeinlagen einstudiert und es wurden Spiele wie Sackhüpfen und Eierlaufen gespielt. Auch sonst ist fast jeden Tag was los und ich kann meinen Horizont erweitern, zum Beispiel als ich dem Freiwilligen aus Bolivien, der noch bis Februar hier ist, die Haare geschnitten habe. Ich glaube, bei mir reicht es dann aber doch nur zur Hobbyfriseurin.

- Judith