MaZ: Strahlendes Lächeln dank gesunder Zähne

In diesem Januar bekamen wir Verstärkung in unserem kleinen Dörfchen hier. Die ersten beiden freiwilligen Zahnärzte Siegbert und Meike machten sich auch auf den langen Weg von Deutschland nach Bolivien. Sie kamen über die Organisation des FCSM, einem Förderkreis, der immer wieder freiwillige Zahnärzte in die Länder Lateinamerikas schickt, um dort für die Bevölkerung, die sich einen Zahnarztbesuch eigentlich nicht leisten kann, fast kostenlos eine Behandlung anzubieten.

Und ich war begeistert über die Chance, die sich mir mit den Zahnärzten bietet. Nach und nach lernte ich immer mehr über Füllungen, Extraktionen, Zahnreinigungen und noch vieles mehr, bis ich schließlich irgendwann beim Behandeln mithelfen konnte.
Die Arbeit macht mit viel Spaß und ist super abwechslungsreich. Ob ich Instrumente zureiche, Füllungen anmische oder helfe, unseren jüngsten Patienten zu erklären, wie man richtig Zähne putzt, mit so vielen verschiedenen Fällen wird es selten langweilig.

Besonders beeindrucken mich immer die Kleinsten unserer Patienten. Oft steht ein Kind mit Zahnschmerzen alleine oder nur in Begleitung eines Geschwisterchens vor der Tür und ist dann auch ganz tapfer bei der Behandlung. Viele der Kinder haben nicht mal vor dem Geräusch des Bohrers oder vor den Zagen Angst. Und wenn sie am Ende der Behandlung ihr Geschenk bekommen, eine Zahnbürste und eine kleine Tube Zahnpasta, strahlen sie über das ganze Gesicht.

Am 21. Januar, also mitten im bolivianische Sommer, hatte ich schließlich Geburtstag. Selina und Doña Adela waren absolut toll und überraschten mich mit einer kleinen Feier am Nachmittag im Zentrum zusammen mit den Zahnärzten und Doña Adelas Söhnen. Bei Torte, Kaffee und Götterspeise feierten wir, dass ich die 20 endlich auch geschafft hatte.
Noch mehr überraschte mich, dass das Geburtstagskind hier aufgefordert wird, vor dem Anschneiden ein Stück der Torte abzubeißen, um sie quasi einzuweihen. Was ich bis dahin für ein hartnäckiges Gerücht gehalten hatte, erwies sich als wahr, denn Doña Adela gab mir begeistert einen Schubs und ich weihte die Torte mit meinem ganzen Gesicht ein.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Tradition in Deutschland beibehalten will, aber hier hatten wir zumindest viel Spaß damit.
Mit Siegbert und Meike machten wir schließlich das erste Mal auf, zum Christo de la Concordia zu gehen, der großen Christustatue in Cochabamba und das Wahrzeichen der Stadt. Der Christo de la Concordia ist sogar etwas größer als der Christo in Rio de Janeiro, und nach der Christusstatue Statue von Swiebodzin in Polen die zweitgrößte Christusstatue der Welt.

Schließlich nahte für uns auch das Bergfest. Mehr als die Hälfte meines Einsatzes liegt inzwischen schon hinter mir. Und damit wurde es Zeit für das Zwischenseminar. Dafür flogen unsere Verantwortlichen im Januar von Deutschland nach Bolivien und wir verbrachten etwa eine Woche im Barrio (Außenezirk) ei den Schwestern am Stadtrand von Cochabamba. Die Schwestern leiten dort ein Gesundheitszentrum, in dem sie sich auf Heilkräuter und natürliche Heilmittel spezialisiert haben. Dort fühlte man sich auf Anhieb wohl und gut aufgehoben.

Gemeinsam sprachen wir mit allen unseren Freiwilligen aus Lateinamerika, verstärkt durch die Freiwilligen in Südamerika des MaZ-Programmes von Hiltrup, was wir bis jetzt erlebt und wie wir uns in unser Umfeld eingebracht haben, aber auch, vor welchen Hürden wir standen und stehen.
Außerdem konnten wir nochmal Motivation für die zweite Hälfte sammeln und über Themen reden, die uns beschäftigen, wie kreative Anregungen für die Freiwilligen, die mit Kindern arbeiten oder den, wenn auch noch nicht unmittelbar bevorstehenden, Abschied am Ende unseres Einsatzes. Schließlich machten wir uns noch ein weiteres Mal auf zum Christo de Concordia.

Aber auch Bolivien selbst wartete in den letzten Monaten mit einigen Highlights auf. Leider gab zu dieser Zeit auch wieder Blockaden in Cochabamba. Bei diesen Blockaden gibt es oft Demonstrationen und Auseinandersetzungen der Menschen auf der Straße, oft um die Unzufriedenheit über eine aktuelle politische oder wirtschaftliche Situation auszudrücken.
Das hinderte uns auch nach dem Ende des Zwischenseminares einige Tage daran, wieder nach Huancarani zurückzukehrern. Durch die umfassenden Straßensperren konnten wir nicht direkt vom Zwischenseminar aus wieder in unser Projekt zurückkehren. Zum Glück nahmen uns die Schwestern im Casa Central (Provinzialat der Schwestern) in Cochabamba auf und wir blieben noch eine Weile bei ihnen, bis sich die Lage beruhigt hatte.

Als wir es wieder zurück nach Huancarani geschafft hatten, gab es auch im Zentrum einen Grund zum Feiern. Am 12. Februar fand das Fest der Pachamama statt. Der Glaube an die Pachamama ist sehr weit verbreitet in Bolivien, oft tritt er vermischt mit dem christlichen Glauben auf.
Bei diesem Fest wird der Mutter Erde etwas geopfert, indem ein Feuer angezündet wird, in dem Schnaps, Coca und Figuren aus Zucker verbrannt werden, die symbolisch darstellen sollen, was man sich im kommenden Jahr von der Pachamama wünscht. Pachamama wird nicht als gütige Gottheit angesehen, sondern als gerechte. Das Ritual ist Teil eines "Handels", bei dem die Opfergaben eingetauscht werden sollen, gegen eine reiche Ernte etwa, oder einen erfüllten Kinderwunsch.

Als nächstes stand nun in Cochabamba der Karneval vor der Tür. Am 13. Februar gab es einen großen Karnevalsumzug in der Stadt. Gemeinsam mit der Zahnärztin Meike, Selina und noch mit Anna und Johanna, zwei weiteren MaZ-Freiwilligen aus Cochabamba, gingen wir zu der farbenfrohen Karnevalsparade in die Stadt.
Es dauerte nicht lange, und wir waren total nass und voller Schaum. Mit Wasser und Schaum zu sprühen ist hier Teil der Karnevalstradition. Allerdings ist es im Februar hier so heiß, dass man fast sofort wieder trocknet.
Wir konnten die verschiedensten Tanzgruppen und Tänze beobachten in bunten Kostümen, ebenso wie Musikgruppen, die auch auf der Straße zwischen den Tänzern liefen. Eine Erfahrung die sich doch ziemlich vom Fasching in Deutschland unterscheidet.
Es war auf jeden Fall ein weiterer besonderer Tag in meinem Einsatz, der mir lange in Erinnerung bleiben wird.

Schließlich ging das Leben im Zentrum hier aber auch weiter. Meike beendete ihren Einsatz hier, und schließlich auch Siegbert. Im März kamen die nächsten freiwilligen Zahnärzte, Juliane und Herbert hier an, gemeinsam mit dem Zahntechniker Jan. Nun endlich konnten wir das neue Labor hier im Zentrum einweihen und den Patienten auch Teilprothesen anbieten. Das Angebot wurde überraschend gut angenommen, jeden Tag können wir vielen Patienten helfen.
Ende April hieß es auch für die Zahnärzte wieder, den Weg nach Hause anzutreten. Für mich gab es also erstmal nichts mehr in der Praxis zu tun und ich machte mich für die Zeit bis zur Ankunft der nächsten freiwilligen Zahnärzte wieder auf in die Pirwa, den Kindergarten hier.

Aber auch, wenn die Arbeit mit den Kindern sehr abwechslungsreich, oft auch herausfordernd und sehr bereichernd ist, freue ich mich auch schon wieder darauf, gemeinsam mit den nächsten Zahnärzten in Juni die Türen zur Praxis wieder öffnen zu können.

- Anja