MaZ: The Wind of Change

Zum Ende der Sommerferien hier in Ponta Grossa (mit superheißem und sonnigem Wetter, nur gelegentlich von Regen unterbrochen) erreicht euch mein dritter Rundbrief. Der Dezember begann mit Vorbereitungen auf einen großen Tag für die Großen in der Creche, ihrer "Formatura", ihr Abschluss in der Creche, denn sie fangen dieses Jahr in der Schule an.

So wurden fleißig die Nationalhymne, Gedichte und Tänze eingeübt, die sie dann vorgeführt haben. Aber auch für die Kleineren hieß es proben, proben, proben, da am gleichen Tag auch noch unsere "Apresentação de Natal" (Weihnachtsaufführung) stattfand, bei der jede Sala mit ihrer Tia einen Tanz zu einem Weihnachtslied vorgeführt hat. Am Tag der Vorführung für die Eltern kamen dann aber leider nur sehr wenige Kinder. Es war aber trotzdem super schön und auch ein bisschen traurig, dass die Großen gehen mussten, denn das waren ja sozusagen meine.

Am Wochenende vor der "Apresentação de Natal" gab es gleich zwei Weihnachtsfeste für die Kinder. Einmal am Freitagnachmittag: da gab es ein besonderes Essen für die Kinder, der Papai Noel (Weihnachtsmann) kam in die Creche und natürlich hat auch jedes Kind ein kleines Geschenk bekommen. Das zweite Fest war am Samstag: da gab es viele verschiedene Aktivitäten für die Kinder: Kinderschminken, Malen, Basteln, Spiele, usw.
Leider konnte ich bei keinem der beiden Feste dabei sein, weil meine Gastfamilie mich an dem Wochenende mit nach Maringá genommen hat, einer wunderschönen Stadt im Norden Paranás, wo einer von ihren Söhnen mit seiner Familie wohnt. Dort gab es viele Gelegenheiten, diesen Rest von meiner Gastfamilie, den ich noch nicht kannte, kennenzulernen. Wir haben ein großes "Churrasco", also ein Grillfest, veranstaltet, waren im Zirkus, auf dem Weihnachtsmarkt und haben uns bei einem Spaziergang die Stadt angeschaut.
Weihnachten habe ich mit meiner Gastfamilie in Jaguariaíva, der Stadt, in der die Mutter meines Gastvaters wohnt (ca. eineinhalb Stunden von Ponta Grossa entfernt), verbracht. Dort wurde wieder gegrillt, wir haben viele Spaziergänge gemacht, viel gelacht und geredet. An Silvester waren wir dann bei einer Feier der Cousine meines Gastvaters, wo wir mit viel Essen (natürlich durfte das Churrasco wieder nicht fehlen) und Trinken auf das neue Jahr gewartet haben und es dann natürlich ganz traditionell mit Sekt auf der Straße begrüßt haben.

Im Januar haben die Anna und ich dann unsere freie Zeit genutzt, um viel Sport zu machen und ein bisschen von Paraná kennenzulernen. Wir haben und in einem Fitnessstudio angemeldet, und dort jeden Tag Kurse besucht: Pilates, Zumba, Zirkeltraining, etc. An einem Wochenende durften wir dann mit zwei Schwestern in ein Apartment der Schwestern direkt am Strand fahren. Leider hat die Sonne nicht geschienen, doch es war trotzdem ein sehr schöner Ausflug. Einen Sonnenbrand haben wir uns leider auch geholt, weil die Sonne hier sehr stark ist, und sie auch ziemlich schnell verbrennt, wenn sie nicht scheint.
In der Woche drauf haben wir uns dann auf den Weg nach Foz do Iguaçu gemacht, zu den größten Wasserfällen der Welt. Es waren drei wunderschöne Tage mit viel Sonnenschein, in denen wir die Wasserfälle, viele "Quatis" (Nasenbären, die im Nationalpark der Wasserfälle rumlaufen und Leuten das Essen klauen) und die Stadt Foz do Iguaçu kennenlernen konnten.

Nach diesem Ausflug gab es dann leider einige Probleme mit meiner Gastfamilie, und ich musste dort ausziehen. So hieß es am Tag vor unserer Reise zum Zwischenseminar in Cochabamba, Bolivien, Koffer packen. Ich habe dann meine ganzen Sachen zur Gastfamilie von der Anna gebracht, wo sie dann erstmal bleiben konnten, bis wir aus Bolivien wieder zurückkamen.
Am Abend setzten wir uns dann also in den Nachtbus nach São Paulo, wo wir früh morgens ankamen und am Flughafen auf unseren Flug warteten, der uns nachmittags um drei nach Cochabamba brachte. Dort angekommen, wurden wir gleich von zwei bolivianischen Schwestern und Johanna, einer unserer Mit-MaZler, empfangen und ins das Barrio 20 de Octubre, ein Viertel am Stadtrand Cochabambas, gebracht. Dort haben die beiden Schwestern ein alternatives Gesundheitszentrum aufgebaut, wo unser Seminar stattfand.

Da wir aufgrund unseres Flugs schon einen Tag früher als alle anderen ankamen, hatten wir dann den ersten Tag erstmal frei und konnten uns schon mal an die Höhenluft gewöhnen, bevor dann unser Seminar anfing. Es war wirklich toll, alle wiederzusehen und zusammen in vielen verschiedenen Arbeitseinheiten neue Kraft und Motivation für die zweite Hälfte unseres Einsatzes zu schöpfen. Ein Ausflug in die Stadt und zur Christusstatue von Cochabamba durfte natürlich auch nicht fehlen, und zum Abschluss haben wir einen wunderschönen Kulturabend veranstaltet, mit Tänzen, Sketchen, Essen und Trinken aus Ecuador, Peru, Bolivien, Paraguay, Argentinien, Brasilien und Deutschland.
Wieder zuhause angekommen, bin ich dann erstmal mit zu Annas Gastfamilie eingezogen, bis wir eine neue Familie für mich gefunden haben. In dieser Zeit kamen dann auch Magdalena, meine Verantwortliche aus dem MaZ-Team, die auch schon mit uns das Seminar veranstaltet hat, und Steffi, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin im Team, die zurzeit in Brasilien studiert, zu Besuch.
Die beiden wollten sich unsere Stelle hier mal ansehen, da wir ja die ersten beiden Freiwilligen sind (es gab vor ca. 15 Jahren schon mal welche hier, die aber in einer anderen Einrichtung gearbeitet haben), die Schwestern besuchen und auch zusammen mit uns und den Schwestern nach Lösungen für mein Gastfamilienproblem suchen.

Magdalena und Steffi besuchten uns in der Creche, besuchten die Gastfamilie von Anna, wir besuchten eine potenzielle neue Gastfamilie für mich, sie schauten sich das Colégio Sant’Ana der Schwestern an und am letzten Tag zeigten wir ihnen die Kathedrale und unsere Lieblingsplätze in der Stadt.
Nach einigen Gesprächen mit Schwester Isolde, der Chefin der Creche, und der Provinzoberin, wurde dann beschlossen, dass ich auf einer anderen Arbeitsstelle anfangen sollte: im "Centro de Promoção Humana Arnaldo Janssen", einer Einrichtung der Schwestern, wo die Kinder vor oder nach der Schule hinkommen (manche haben vormittags und manche nachmittags Schule) und Hausaufgaben machen, Musik, Sport und Kunstunterricht bekommen und viel spielen dürfen.
Meine neue Gastfamilie ist dann leider nicht die geworden, die wir schon besucht hatten, sondern eine andere, nämlich die Tochter der Gastmutter von Anna und ihr Mann. Dort bin ich dann letzten Sonntag, einen Tag bevor das Schuljahr begann, hingezogen.

Wie ihr seht, gab es zu meiner Halbzeit hier in Brasilien sehr viele Änderungen. Jetzt arbeite ich schon seit einer Woche im Centro, langsam aber sicher gewöhne ich mich an alles Neue. Auch in meiner Gastfamilie bin ich gerade noch dabei, mich einzugewöhnen, aber es geht mir sehr gut hier. Im nächsten Rundbrief werde ich euch dann über meinen Alltag und meine Aufgaben auf meiner neuen Stelle berichten, damit dieser Brief nicht allzu lang wird. Ich wünsche euch allen ein sehr verspätetes schönes neues Jahr und im Voraus schon mal Frohe Ostern!

- Milena