MaZ: Von März bis Juni

Nach etwas längerer Zeit gibt's jetzt mal wieder was Neues von mir hier aus Ponta Grossa. Der Winter steht bevor, und dementsprechend ist das Wetter recht kalt, manchmal zu kalt, mit Minusgraden in der Nacht.

Nachdem ich im Februar auf meiner neuen Arbeitsstelle, dem "Centro de Promoção Humana Arnaldo Janssen" angefangen hatte, hieß es für mich erstmal, mich an das ganze Neue zu gewöhnen, was relativ schnell ging.
Der Alltag hat sich recht schnell eingespielt, und ich hab meine festen Aufgaben bekommen: Morgens helfe ich bei den ganz Kleinen (vier bis fünf Jahre) mit, mache mit ihnen Aufgaben zum Schreiben- und Lesenlernen und spiele mit ihnen. Nach dem "recreio", also der Pause der Kinder, machen wir oft was mit allen zusammen, sei es ein Spiel, eine Lesestunde, tanzen, singen oder wir schauen einen Film an, bevor dann um 11:45 Uhr die Kinder, die vormittags Schule haben, ins Centro kommen und alle gemeinsam zu Mittag essen.

Nach dem Mittagessen gehen die Kleineren, die vormittags bei uns sind, in die Schule, und der Nachmittag beginnt für die Großen der vierten und fünften Klasse.
Zuerst werden Hausaufgaben gemacht, und danach bekommen sie, jeden Tag unterschiedlich, Musik-, Kunst-, Sport-, Informatikunterricht, oder, jeden Freitag, eine "Aula de Formação", eine Unterrichtsstunde, in der wir mit ihnen über Werte, Moral und ihr Verhalten sprechen. Wir basteln auch oft viel, zum Beispiel für Ostern oder den Muttertag.
Um vier haben die Kinder dann eine Dreiviertelstunde Zeit zum freien Spielen, bevor wir dann um dreiviertel fünf das Tor öffnen und sie entweder alleine, mit dem Schulbus oder mit dem Auto nach Hause gehen/fahren.

Montags, mittwochs und freitags fahre ich in der Früh immer mit dem Auto Milch von einer nahegelegenen Schule abholen. Der Bundesstaat Paraná hat nämlich ein Programm für Familien mit Kleinkindern bis drei Jahren entwickelt, bei dem jedes Kleinkind, das in einer ärmeren Familie lebt, Recht auf einen Liter Milch pro Tag hat.
Die Eltern holen diese Milch bei der Schule, der Verteilungsstelle für unsere Nachbarschaft ab, und müssen dafür nichts bezahlen. Es bleibt allerdings immer was übrig, das nicht abgeholt wird, und das holen wir dann für die Kinder im Centro.
Anfang Mai kam mich dann mein Vater besuchen, um meine Einsatzstelle und ein bisschen von Brasilien kennenzulernen. Wir machten eine Reise zu einigen Orten hier in Brasilien, bevor wir dann hier nach Ponta Grossa zurückkamen und ich meinem Vater dann die Stadt, das Centro, meine alte Creche und meine Gastfamilie zeigen konnte.
Es war eine sehr schöne Zeit, aber natürlich habe ich mich dann auch wieder gefreut, zurückzukommen und wieder in meinen Alltag einzutauchen.

Nachdem mein Vater sich dann wieder auf den Weg zurück nach Deutschland gemacht hatte, ging es dann im Centro voll los mit Tanzen und Singen, da wir Anfang Juni eine Aufführung mit allen Kindern hatten. Wir übten also alle Tänze und Lieder mit den Kindern bis zum Umfallen ein, damit dann am Tag der Aufführung für die Eltern, der "Festa da Família" alles perfekt saß. Da sind dann leider nur wenige Kinder aufgetaucht, doch es hat gereicht, um eine schöne Aufführung zu präsentieren.
Das Centro macht pro Jahr ca. zwei bis drei Ausflüge mit den Kindern, und letzte Woche durfte ich zum ersten in diesem Jahr mitfahren. Wir machten mit den Größten, also den Fünftklässlern, eine Fahrt ins Zentrum von Ponta Grossa, wo wir ein Führung durch den größten Wasserspeicher der Stadt erhielten, danach besuchten wir ein Museum, das die Geschichte von Ponta Grossa und einige andere Dinge vorstellt.
Zum Schluss fuhren wir noch an den Platz der Kathedrale, wo wir noch einiges dazu erzählt bekamen. Mir hat dieser Ausflug sehr gut gefallen, weil ich ja selber praktisch nichts über die Stadt weiß und so viel erfahren und lernen konnte.

Zurzeit haben wir im Centro ein Projekt laufen, um den Kindern die Olympischen Spiele, die dieses Jahr in Rio de Janeiro stattfinden werden, näherzubringen.
Sie lernen über die Geschichte der Spiele, die verschiedenen Sportarten, und auch über politische und soziale Probleme, die damit verbunden sind. Wir basteln viel mit den Kindern, zum Beispiel die Olympische Fackel, oder malen Bilder der verschiedenen Sportarten. An einigen Tagen kommen auch Sportstudenten der Universität, um den Kindern jeweils verschiedene Sportarten vorzustellen und mit ihnen zu üben.

Jeden zweiten Sonntag singe ich in der Kirche, zusammen mit einem Gitarrenspieler, der mich Anfang März fragte, ob ich zusammen mit ihm singen möchte. Das macht mir sehr viel Spaß, weil ich es schon etwas vermisse, zu singen, und so kann ich auch die verschiedensten portugiesischen Lieder lernen, die ich vielleicht sonst nie singen würde.

Jetzt fehlen nur noch zwei Monate, bis meine Zeit hier zu Ende geht, und ich hoffe, dass mir diese Zeit noch genauso gut gefällt, wie der Rest meines Einsatzes.

- Milena