MaZ: Vom Hochsommer hinein in Chiles Winter

Seit fast zwei Monaten ist Caro nun als Missionar*in auf Zeit in Santiago de Chile. Als sie Anfang August ankam, herrschte Winter und sie fror sehr. Aber die Wärme und Freundlichkeit der Menschen halfen ihr beim Ankommen. In ihrem Rundbrief erzählt sie von ihrem Einsatz in der Kinderkrippe.

Angekommen am Flughafen von Santiago de Chile: Caro verbringt in dieser Stadt ihr MaZ Jahr

Ich bin mitten im Winter angekommen und auch wenn mir vor meinem Einsatz gesagt wurde, wie kalt es hier werden kann, habe ich mich am Anfang trotzdem erschrocken, wie kalt es tatsächlich war, besonders weil ich noch ein paar Stunden früher im Sommer war. Laut meinen Mitbewohner*innen war es zu der Zeit schon wärmer geworden, aber ich fror trotzdem.

Auch in dem Haus kann es sehr kalt werden, da die Häuser in den ärmeren Vierteln keine Isolierungen oder Heizungen haben. Wir haben zum Glück ein paar Geräte hier, mit denen man einzelne Räume gut heizen kann, da man diese aber nicht zu lange laufen lassen kann, wird es zwischendurch ordentlich kalt. Jetzt beginnt langsam der Frühling und das Wetter ist mittlerweile tagsüber sehr angenehm.

Auch meine Spanischkenntnisse werden von Woche zu Woche besser. Vor meinem Einsatz hatte ich keine Spanischkenntnisse, nur das, was ich in den paar Monaten vor meinem Einsatz noch schnell lernen konnte. Hier in Chile hatte ich zwei Wochen Intensiv-Sprachkurs, bevor es mit der Arbeit losging. Am Anfang waren meine Spanischkenntnisse sehr dürftig.

Unter der Woche arbeite ich jeden Tag von 8:30 bis 17:30 Uhr in der Sala Cuna, also der Kinderkrippe, der Fundacion Cristo Vive. Dort bin ich in der Gruppe Menor A, also in der Gruppe mit den Kindern von ca. drei Monaten bis ca. einem Jahr. Momentan ist das jüngste Kind in der Gruppe acht Monate alt und das älteste etwas über einem Jahr. Ein typischer Tag in der Sala Cuna sieht ungefähr so aus: Zwischen 8:30 und 9:30 Uhr werden die Kinder von ihren Eltern oder Großeltern gebracht. Manche Eltern bleiben noch ein bisschen da, andere nicht. Die Kinder, die morgens zuhause keine Milch getrunken haben, bekommen noch eine Flasche Milch, ansonsten können sich die Kinder in der Gruppe frei bewegen und spielen.

Später am Morgen bekommen sie frisches Obst oder Cracker. Bei passendem Wetter geht es im Laufe des Vormittages raus auf den Hof. Um 10 Uhr bekommen die Kinder eine Flasche Wasser und die erste Wickelrunde geht los. Um 11 Uhr geht es zurück in die Sala (Gruppe) zum Händewaschen und Mittagessen. Das Mittagessen ist eine der stressigsten Zeiten des Tages, weil alle 14 Kinder am liebsten gleichzeitig essen würden. Nach dem Mittagessen können die Kinder wieder etwas auf dem Hof spielen, während die zweite Wickelrunde losgeht und wir die Gruppe für den Mittagsschlaf vorbereiten. Das bedeutet, dass Tische und Stühle rausgetragen werden und die Krippen in die Gruppe gebracht werden. Die größeren Kinder schlafen auch auf Matratzen auf dem Boden, das sind aber höchstens zwei Kinder.

Während die Kinder ihren Mittagsschlaf machen, haben die Tias auch Mittagspause, die immer in zwei Schichten eingeteilt wird; Die eine Hälfte der Tias geht zum Mittagessen und die anderen passen auf die Kinder auf. Zwischen 14 und 14:30 Uhr wachen die Kinder langsam wieder auf, bekommen Milch, werden angezogen und nochmal gewickelt. In der Zeit werden auch die Krippen und Matratzen wieder weggeräumt. Dann können die Kinder wieder spielen, bis sie abgeholt werden. Die Kinder in der Sala Cuna, die erst nach 17 Uhr abgeholt werden, werden alle zusammen in einer Gruppe betreut. In der Zeit bin ich entweder weiter in der Kinderbetreuung oder ich bin bei den anderen Tias in unserer Gruppe und wir erledigen noch Sachen, die für die Gruppe zu tun sind, wie zum Beispiel die Sala wiederherrichten, basteln oder dekorieren. Um 17:30 Uhr habe ich Feierabend und gehe nach Hause.

Am 18. September war hier in Chile der Nationalfeiertag, die „Fiestas Patrias“, das ist der wahrscheinlich wichtigste Feiertag in Chile. An dem Tag wird die Unabhängigkeit Chiles gefeiert. Auch am 19. September, dem „Tag des Ruhmes der Armee“ wird noch gefeiert, aber nicht ganz so intensiv wie am 18. Die ganze Stadt wird mit Flaggen dekoriert und es gibt generell eine sehr patriotische und feierliche Stimmung. An diesen beiden Tagen treffen sich die Leute entweder mit Freund*innen und Familie zum Feiern und Grillen oder sie besuchen sogenannte „Fondas“. Eine Fonda ist so etwas wie eine Kirmes. Es gibt viele verschiedene Stände mit typischem Essen und Trinken, mit Spielen, Schmuck und mehrere Bühnen mit Livemusik.

Bis jetzt war meine Zeit in Chile sehr schön und interessant und ich freue mich schon darauf zu sehen, was ich noch so alles in diesem Jahr erleben werde.

Caro

Am Horizont lassen sich die Anden erahnen
Auf dem Gemüsemarkt
Eine der Hauptverkehrsstraßen
Die Sala Cuna Naciente dekoriert für die Fiesta Patrias