MaZ: Das Klassenzimmer im Kindergarten

Ich kann es kaum glauben, aber ich bin nun schon über einen Monat in Ghana. Seit ich am 20. August in Düsseldorf gestartet bin, ist vieles passiert. Zunächst bin ich in Accra, der Hauptstadt Ghanas angekommen. Es war spätabends und die Schwestern hatten lange am Flughafen auf mich warten müssen. Sie haben mich dennoch sehr herzlich begrüßt.

Wir fuhren Richtung St. Mary's, eine der Schwesternkommunitäten. Dort wartete bereits eine weitere Schwester mit dem Abendessen auf uns. Ich habe mich gleich sehr wohl gefühlt auch, wenn alles unbeschreiblich aufregend war und viele Eindrücke, schmerzhafte Abschiede und ein langer Flug hinter mir lagen, konnte ich bereits in der ersten Nacht überraschend gut schlafen. Am nächsten Tag konnte ich zusehen, wie Fufu, eine bekannte traditionelle Speise Ghanas, hergestellt wurde. Fufu ist eine Art Kloß aus zB. Cassava und Plantain, der als Beilage zu verschiedenen Gerichten gegessen wird. An diesem Tag gab es Grounutsoup (Erdnusssuppe) dazu.

Am Wochenende fand ein großes Fest statt. Sandra, eine der Novizinnen, feierte ihre First Vows (Erstes Gelübde). So war ich gleich mittendrin und konnte den anderen Schwestern am Tag vorher beim Dekorieren des Esszimmers helfen. Es war das ersten Mal, dass ich an einer solchen Zeremonie teilnehmen konnte. Eine bewegende, emotionale Messe mit Musik und Tanz sowie ein gemütliches Beisammensein der Familie und Schwestern von außerhalb. Alle feierten gemeinsam den großen Augenblick.

Am nächsten Tag war ein Kunst-Festival in der Stadt. Viele Künstler präsentierten ihre Werke und es wurde in Mitten der Stadt große Leimwände gestaltet oder auch direkt auf dem Boden gemalt. Es gab vieles zu entdecken. Außerdem war ich zu diesem Zeitpunkt das erste Mal in Accra unterwegs gewesen. Ich habe vielfältige Eindrücke gewinnen können und fand es spannend, die Menschen zu beobachten.
Allerdings muss ich zugeben, dass es am Anfang schon ein merkwürdiges Gefühl war, aufgrund meines anderen Aussehens nicht in der Masse von Menschen untergehen zu können. Außerdem habe ich festgestellt, dass sich meine Wahrnehmung im Bezug auf mein Umfeld sehr verändert hat. Ich konnte die Menschen und Lebenssituationen überhaupt nicht einschätzen.

Die nächsten Tage war ich dann häufig mit dem Fahrer der Schwestern unterwegs. Wir haben meine ID-Karte (Personalausweis) beantragt und verschiedene Einkäufe erledigt.
In Accra mit dem Auto unterwegs zu sein, war auch eine besondere Erfahrung. Es sind viele Menschen und Autos auf teils engen Straßen unterwegs und die Verständigung läuft häufig übers Hupen ab. Außerdem gibt es viele Leute die zwischen den Autos unterwegs sind und versuchen Dinge zu verkaufen, die sie häufig auf dem Kopf tragen. Das fand ich ein ziemlich beeindruckendes und gleichzeitig erschreckendes Bild.
In St. Mary's gab es während meiner Zeit immer wieder wechselnde Besucher. Zum Ende meines Aufenthaltes hatte ich schon eher das Gefühl ein Teil der Gemeinschaft als ein Gast zu sein, was vermutlich auch daran lag, dass ich mich gleich zu Beginn an den anfallenden Arbeiten beteiligt habe und mich dadurch schnell gut im Haus zurecht fand.
Besonders viel Freude machte mir das mithelfen in der Küche. Mr. James, der Koch des Hauses, war ein sehr sympathischer Mann, der mir vieles im Umgang mit den, für mich neuen, Lebensmitteln zeigte und lächelnd über meine teils sprachlichen Schwierigkeiten hinweg sah.

Nun bin ich an meinem eigentlichen Einsatzort in Sunyani angekommen. In der ersten Zeit habe ich etwas gebraucht mich in der Kommunität zurecht zu finden. Was vermutlich auch daran lag, dass ich ziemlich aufgeregt dem Kindergartenstart entgegen fieberte und noch nicht genau wusste, was von mir erwartet wird und wie mein Tagesablauf aussehen würde.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass eine helfende Hand überall gebraucht werden kann. Ich bin in einer Klasse mit momentan 36 Kindern zwischen zwei und drei Jahren, die zum Glück sehr positiv auf mich reagierten und mir somit den Einstieg erleichtert haben. Mittlerweile kenne ich auch schon fast alle Namen der Kinder und ich kann schon einige Taschen zuordnen.
Die Kindergartenform ist dennoch sehr fremd und eher schulisch für mich. Es gibt einen großen Klassenraum mit Tafel und Tischen für die Kinder und auch die englischen Begriffe (Nursery school, teacher, class, write, learn) verstärken meinen Eindruck. Auch der Umgang mit den Kindern wirkt teilweise sehr grob auf mich und manche Situationen und Handlungen verstehe ich noch nicht. Allerdings treffe ich bei den Lehrerinnen auf Verständnis. Nun muss ich wohl lernen mir selbst etwas mehr Zeit zu geben.
 

- Ronja