Für diesen Tag haben wir draußen einen großer Busch mit Schleifenband geschmückt und eine Krippe aufgebaut, die Klassenräume wurden mit Luftballons, Schleifen und Glitzergirlanden dekoriert und es gab einen Pavillon, unter dem die Kinder aller Klassen gemeinsam mit den Lehrerinnen, zu denen ich mitgezählt werde, gegessen haben. Die Kinder tanzten zur Musik und alle waren in festlicher, teils traditioneller Kleidung.
Auch ich hatte mir für diesen Tag ein neues Kleid schneidern lassen. Zunächst war es sehr ungewohnt solch kräftige Farben zu tragen, im Laufe des Tages habe ich mich dann aber doch sehr wohl gefühlt. Und auch die Rückmeldung von Eltern und den anderen Lehrerinnen war positiv.
Einige Eltern hatten ihren Kindern für diesen Tag noch eine extra Mahlzeit für die Lehrerinnen mitgegeben oder haben sich mit Getränken, Süßigkeiten, Geldumschlägen oder auch traditionellen Stoffen und nützlichen Dingen wie Waschpulver und Insektenspray bei den Lehrerinnen bedankt. Auf einem Umschlag an mich gerichtet, über den ich doch sehr schmunzeln musste, stand "Auntie white Lady Merry X´Mass".
Enthalten waren drei bunte Stofftaschentücher und ein kleiner Zettel mit einer Danksagung von einem Kind an mich gerichtet. Auntie (Tantchen) so werden die Lehrerinnen hier angesprochen. Am Anfang haben mich die Kinder und auch einige Eltern noch häufig mit Sister (Schwester) angesprochen. Dies bezeichnet eine Person, die jünger oder gleich alt ist. Mittlerweile ist es aber doch zu Auntie Ronja übergegangen.
Als wir am Ende des Tages dann, die Stühle wieder zurück in die Klassen getragen haben, war es spannend zu sehen, dass viele der Kinder, die Stühle auf dem Kopf getragen haben.
Am ersten Ferienwochenende habe ich dann Father Peter in Accra besucht.
Es war sehr interessant für mich die unterschiedlichen Tagesstrukturen im Vergleich mit meinem Leben bei den Schwestern zu sehen. Insgesamt hatte ich nach diesem Wochenende das Gefühl, etwas mehr außer Haus gewesen zu sein. Was vielleicht auch grundsätzlich daran liegt, dass die Pfarrer zu verschiedenen Messen fahren und es auf dem Gelände eine Kirche gab, so dass man schneller in den Kontakt mit den Menschen kommen konnte.
Ich wurde von den Gemeindemitgliedern sehr herzlich aufgenommen und schnell war klar das ein Wochenende zu kurz war und ich doch nochmal wieder kommen solle. Father Andy hat mich dann gleich beim Kennenlernen zu seiner Veranstaltung am nächsten Tag eingeladen. Es war wirklich eine tolle Aktion. Wir sind zu einer Mautstelle gefahren, dort wartete bereits einem Chor mit Musikanlage, die auf einer Erhöhung oberhalb des Straßenrandes aufgebaut und mit Luftballons dekoriert wurde.
Dann konnte es losgehen. Der Chor spielte Weihnachtslieder und der Pfarrer sendete Weihnachtsgrüße durch das Mikrophon. Gleichzeitig machte ich mich mit einigen anderen Gemeindemitgliedern auf zwischen die Autos und verteilte Weihnachtkarten. Zunächst waren die Autofahrer etwas überrascht aber dennoch, haben fasst alle die insgesamt 1000 Karten freudig angenommen.
Einer der Autofahrer hat die Karte mit den Worten "Jesus loves you!" angenommen.
Ich habe das Gefühl, dass man solche Aussagen ernst gemeint und freundlich auffassen kann, da es viele Menschen gibt, die ihren Glauben auf diese Weise nach außen tragen.
Auch wenn man auf die Frage, wie es einem geht, mit gut antwortet, hört man häufig "Thanks be to God". Oder wenn man fragt, wie es jemandem geht, hört man "By His grace I'm fine."
An den nachfolgenden Weihnachtstagen war ich dann zuhause bei meinen Schwestern in Sunyani. Am 24.12. sind wir abends zu einer Messe gegangen, wo die Jugendgruppe der Gemeinde ein Krippenspiel aufgeführt hat, was sehr schön war.
Überraschend und auch etwas schade fand ich allerdings, dass viele der Puppen für Kinder und auch das Jesuskind im Krippenspiel mit heller Haut dargestellt sind. Dies hat mich doch zum Nachdenken angeregt.
Am 25.12. haben wir morgens viel Zeit in der Küche und draußen am Grill verbracht. Es gab Jollofreis, Hühnchen, Suppe, Fleischspieße vom Grill und vieles mehr. Zum Mittagessen haben uns dann einige andere Schwestern und drei Novizinnen, die für einen Englischkurs bei uns gewohnt hatten, besucht. Das Wohnzimmer war festlich hergerichtet und es gab auch einen kleinen Weihnachtsbaum an der Krippe. Ein gemütliches Beisammensein mit Weihnachtsliedern und auch einem spontanen Tanz um den Tisch haben diesen Tag geprägt. Zum Schluss wurden dann die gegenseitigen Geschenke und auch Kuchen und Plätschern ausgetauscht.
Abends kamen wir, meine neun Schwestern und ich dann nochmal zusammen und haben die hausinternen Geschenke ausgetauscht. Jede der Schwestern erhielt einen Geldumschlag, um sich einen persönlichen Wusch zu erfüllen,einen Kalender und ein Buch. Diese Geschenke wurden nach dem Zufallsprinzip gegenseitig überreicht, gefolgt von einem lauten "Pananana".
Dies ist eigentlich ein Ritual auf Hochzeiten, wenn die Braut den Raum betritt, hat aber mittlerweile in unserer Gemeinschaft große Beliebtheit gewonnen und kann zu verschiedenen besonderen Anlässen gestartet werden. Eine der Schwestern imitiert dazu dann noch Musikinstrumente und alle sind fröhlich und beginnen zu lachen.
Am 27.12 war ich dann mit zwei meiner Schwestern bei einer Mutter aus der Schule zum gemeinsamen Kochen und Essen eingeladen. Ireen hatte schon einiges vorbereitet und das Huhn, das sie der Schwester bereits vor einiger Zeit geschenkt hatte, geschlachtet. Ich schaute in der Zwischenzeit nach den beiden Kindern, während Ireen und eine der Schwestern Erdnusssuppe und das Huhn zubereiteten.
Als es dann ans Fufustampfen ging, versuchten wir alle mitzuhelfen, was gar nicht so einfach war. Während der weich gekochte Jam mit einem großen Stampfer weich gestampft wird, dreht eine andere Person die glitschige Masse und gibt nach und nach etwas Wasser dazu. Wenn man allerdings kein eingespieltes Team ist und den Rhythmus aus Stampfen und Drehen noch nicht raus hat, sorgt man sich doch sehr darum, dass die eigenen Finger nicht getroffen werden.
Die Silvesternacht verbrachte ich gemeinsam mit einigen meiner Schwestern in der Kirche. Es gab einen Gottesdienst bis 24 Uhr und im Anschluss wurde in der Kirche getanzt. Was den Schwestern schon fast zu wild war, gefiel mir sehr gut. Ungewohnt fand ich allerdings,dass sich um Mitternacht niemand ein frohes neues Jahr wünschte, es wurde einfach durch getanzt.
Dafür hatte man sich in den Tagen zuvor und auch danach bereits schon häufig Afehyia Pa gewünscht. Auch das Feuerwerk um Punkt 12 blieb an unserer etwas abgelegenen Kirche aus. Zu späterer Stunde, als wir bereits zuhause waren, konnte ich aber aus der Ferne ein Feuerwerk hören.
Anfang des neuen Jahres bin ich dann in den Norden des Landes nach Wiaga (Upper East Region) zur Schwester Ernestina gefahren. Wir hatten uns bereits in Steyl kennen gelernt und dort hatte sie mich schon zu sich eingeladen. Es war interessant zu sehen, wie sich die Natur, Umgebung und auch die Häuser veränderten, je weiter man in den Norden kam.
Da wir uns noch in der Trockenzeit (Hamatan) befinden, ist es allerdings überall sehr trocken und staubig. Was mir daran sehr gut gefiel, war wie weit man über das Land schauen konnte, da alle Sträucher ausgetrocknet sind. Das Überraschende daran: Ich hatte den Eindruck, dennoch mehr freilaufende Tiere (Esel, Hühner, Schweine, Kühe) zu sehen und auch ab Tamale zunehmend mehr Motorräder.
In der kleinen Gemeinschaft von vier Schwestern fühlte ich mich von Anfang an wohl und auch auf dem Gelände mit der Klinik und Kirche sowie einem weiteren Missionshaus der Gemeinde konnte ich mich allein umherbewegen und auch bis zum Markt war es zu Fuß nicht weit.
An einem Tag hat Schwester Ernestina mich dann auf einen Ausflug eingeladen. An diesem Tag haben wir sogar das Land verlassen und haben ein paar Fußspuren in Burkina Faso hinterlassen. Dies war sogar ohne Reisepass mit ein paar freundlichen Worten und meiner Ghana ID-Karte möglich. Insgesamt sind die Menschen mir hier auf meinen Reisen durchs Land sehr freundlich und hilfsbereit begegnet.
Auf einer Busfahrt habe ich sogar einen jungen Mann kennen gelernt, dessen ganze Familie in Düsseldorf lebt. Es war ein spannendes Gespräch über unsere verschiedenen Sichtweisen, je nach dem wo man aufgewachsen ist, wie sich das Bild über ein anderes und auch das eigene Land verändern kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Missionarin auf Zeit an vielen verschiedenen Orten des Landes ein Zuhause finden kann. Und die Häuser der Pfarrer und Schwestern auch schnell als solches bezeichnet.
- Ronja