MaZ: Angekommen in Paraguay – oder in Japan?

Thomas ist als Missionar auf Zeit (MaZ) in Paraguay. Nachdem er die ersten Wochen in der Großstadt war, ist er nun in seinem Projekt in einem ländlichen Dorf angekommen. Welche Aufgaben er dort hat, beschreibt er in seinem Rundbrief.

Am 17. August flogen Sophie, eine Mit-MaZlerin, und ich über Madrid nach Asunción (Paraguay), wo wir am 18. am frühen Morgen ankamen. Zwei Schwestern empfingen uns am Flughafen und wir wurden in der Gemeinschaft sehr toll aufgenommen. Wir hatten sehr viel Glück, dass in unseren ersten Tagen gleich eine große Festlichkeit stattfand: Der 80. Geburtstag einer Schwester, zu dem extra ihre Verwandtschaft aus Argentinien angereist kam.

Ansonsten mussten wir uns hier in den ersten Wochen sehr viel um bürokratische Dinge kümmern, hauptsächlich rund um die Aufenthaltsgenehmigung. Außerdem hatten wir in Asunción eine Sprachlehrerin und wir konnten schnell Fortschritte im Spanischen machen. Auch die viele Praxis im Alltag half dabei sehr. Außerhalb des Sprachunterrichts halfen wir im Haushalt aus, wobei ich hauptsächlich im Garten oder dem Hausmeister half. In der übrigen Zeit konnte man viel in der Stadt machen, konnte viele Leute kennenlernen, und einmal gelang es uns auch, nach Caacupé, dem religiösen Zentrum Paraguays, zu reisen. Außerdem gab es auch in Asunción große Ereignisse wie zum Beispiel die Feierlichkeiten rund um die Ankunft des ersten paraguayischen Kardinales, was sehr groß gefeiert wurde. Die Zeit in Asunción war wahnsinnig schön, und man fühlte sich von Anfang an sehr wohl.

Nach über einem Monat in Asunción trennten sich die Wege von Sophie und mir und ich bin schließlich am 20. September nach Pirapó aufgebrochen. Mit einem Langstreckenbus bin ich mit einer Schwester, die ebenfalls für ein paar Tage nach Pirapó musste, in der Nacht aufgebrochen und nach einer langen Fahrt, mit einigen Verzögerungen (so musste auch der Bus aufgrund von Problemen gewechselt werden), schließlich am nächsten Morgen in Pirapó angekommen.

Nachdem ich mich gut an Asunción gewöhnt habe, musste ich mich nun erneut umgewöhnen, schließlich ist Pirapó wieder eine andere Welt: Von der Großstadt ging es in die ländliche Idylle einer sehr von der Landwirtschaft geprägten, sehr dünn besiedelten Gegend, deren Bevölkerungszusammensetzung auch wieder komplett anders ist als in Asunción.

Hier lebe ich mit zwei Schwestern in einer kleinen Kommunität in der Mitte des Ortes. Die Kirchengemeinde ist direkt daneben und mein Hauptarbeitsplatz, die Schule, ist schräg gegenüber, was ganz praktisch ist. Pirapó ist ein sehr ruhiger, schöner und kleiner Ort, wo die meisten Leute von dem Anbau von Soja, Mais etc. leben, wofür hier riesige Flächen verwendet werden. Da der Ort sehr klein ist, gelingt es einem schnell, sowohl durch die Schule als auch durch die Kirchengemeinde und ihre Aktivitäten viele der Einwohner*innen kennenzulernen.

Hier leben viele Einwander*innen oder die Nachfahren zahlreicher verschiedener Gruppen (Brasilianer*innen, Deutsche, Pol*innen, Ukrainer*innen etc.), weswegen in kultureller Hinsicht diese Gegend deutlich anders ist als der Großteil des übrigen Paraguays. Pirapó hat die Besonderheit, dass hier etwas über die Hälfte der Bevölkerung japanischer Abstammung ist, deren Kultur und Sprache hier omnipräsent sind.

Die Schwestern und die Bewohner*innen des Ortes haben mich sehr herzlich aufgenommen, kümmern sich sehr um mich und probieren, mich überall einzugliedern. Man wird hier oft eingeladen. Auch in der Schule, wo der Großteil der Arbeit stattfindet, wurde mir am Anfang sehr geholfen, mich in meine Aufgaben hineinzufinden.

Ein normaler Tag unter Woche beginnt sehr früh: Um 6 Uhr ist Frühstück, um 6:30 Uhr geht man in die Schule rüber, wo es dann nach dem Morgenappel um 7 Uhr losgeht. Bisher bestanden meine Aufgaben hauptsächlich darin, in der Kantine und Bibliothek zu arbeiten, und nachmittags, nach dem Mittagessen und einer Siesta, mit den Vorschüler*innen Sport zu machen und zu spielen. Aber bald werde ich auch selbst Englisch unterrichten, schließlich sind die Aufgaben nicht immer dieselben. Nach der Arbeit in der Schule fällt natürlich auch noch Arbeit im Haus und Garten an. Abends essen die Schwestern und ich gemeinsam zu Abend und natürlich bin ich auch bei den Gebetszeiten dabei.

Am Wochenende nehme ich hauptsächlich an Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen teil. Neulich haben wir bei einer Aktion mit der Gemeinde das Wahrzeichen des Ortes neu bemalt. Ein anderes Mal köstliches Essen gekocht und dies danach verkauft.

An den ersten Abenden war ich immer sehr früh schon müde, da ich sehr viele neue Eindrücke verarbeiten musste und auch der Tag schon sehr früh beginnt, aber man kann sich Gott sei Dank schnell an das Leben hier gewöhnen. Man wird auf jeden Fall gut aufgenommen und es gibt immer sehr abwechslungsreiche Dinge zu tun, daher kann ich für die ersten Wochen hier eine sehr positive Bilanz ziehen.

Thomas