MaZ: Nicht alles glückt

Im Juni haben wir den Childmonth gefeiert. Meine Vorfreude auf all die bunten Aktivitäten, die nur für die Kinder veranstaltet werden sollten, war riesig. Leider hat es sich nicht so bewahrheitet und ich habe einen ziemlichen Dämpfer abbekommen. Ungefähr auf der Hälfte des Monats Juni hat sich meine Enttäuschung dann in Ärger und Frustration umgewandelt, denn ein Organisationschaos der ganz besonderen Art hat alles Bunte und Feierliche überschattet.

Eröffnet haben wir den Juni am ersten Samstagmorgen mit einem "Health Walk". Eigentlich hätten wir bei dieser Aktion schon die Childmonth‐T‐Shirts tragen sollen, die wir im Voraus für Eltern, Lehrer und Kinder bestellt haben. Doch diese kamen erst in der letzten Juni‐Woche an, sodass auch alle weiteren Aktivitäten ohne die hier so beliebten T‐Shirts (diese Jahr in der Farbe kiwi‐lime) oder in denen der letzten Jahre stattgefunden haben.

Weiter im Juni sollte es ein Fußball-Festival geben. Jede Schule, so stand es auf dem Informationszettel, sollte drei Kinder schicken, die an einem Fußballturnier teilnehmen würden. Wir haben also die Eltern informiert und gebeten ihre Kinder zu begleiten und mit den entsprechenden TeilnehmerInnen vorher Fußball spielen geübt.
Am Tag vor dem Festival, als wir gerade dabei waren die Schule abzuschließen, klingelte unser Telefon. Die Organisatoren hatten sich überlegt, dass jede Schule doch bitte fünf Kinder schicken sollte – nur Jungen – und auf jeden Fall eine Lehrerin mit müsste, die bereit wäre mit den Preschoolern Fußball zu spielen.
Wir haben also am Abend noch rumtelefoniert und neu organisiert. Am nächsten Tag kamen die vier wieder – Teacher Vashney total genervt – mit zwei Fußbällen für die Schule, T‐Shirts und Pizza für die teilnehmenden Kinder, aber Fußball gespielt hattensie nicht.

Als Nächstes war das Kostüm-Festival dran. Das Motto, welches wir darstellen sollten, lautet "Rettet unsere Männer – Kinder brauchen auch Väter" und war das Thema des Jahres 2010. Wir haben drei Jungs in Schürzen gekleidet, die für Mütter typische Aufgaben erfüllen. So hat der erste eine Kochmütze aufgehabt sowie Topf und Löffel dabeigehabt. Der zweite hat geputzt und der dritte Junge trug ein Baby auf dem Arm. Sie sollen Väter dazu animieren den Müttern diese Aufgaben abzunehmen und sich um ihre Kinder zu kümmern.

Die große Parade war die letzte Aktivität des Childmonth ’14. Sie startete um 10.30 Uhr, eineinhalb Stunden nach verabredeter Zeit. Da wir so in der aufkommenden Mittagshitze laufen mussten, haben die meisten unserer Preschooler nach der Hälfte schlapp gemacht und sich von ihren Mamis, die glücklicherweise dabei waren, tragen lassen. Wir haben dann schnell die Abkürzung genommen und sind zum Independence Square gegangen, wo wir unsere Plane ausgebreitet haben und gemeinsam Mittag gegessen haben.

Am Ende des Juni haben vor allem die Lehrerinnen aufgeatmet, Sr. Julita hat verkündet, dass die Holy Spirit Catholic Preschool nächstes Jahr eine Childmonth‐Pause einlegen werde. Schließlich leiden vor allem die Kinder darunter, wenn sie sich stundenlang die Beine in den Bauch stehen, während die Organisatoren sich gegenseitig anschreien.
Damit hat sich das Schuljahr in St. Kitts dann auch schon dem Ende zugeneigt. Am sechsten Juli haben wir die Abschlussfeier (Graduation) gefeiert. Vier Jungen und zwei Mädchen werden im September in der Grundschule eingeschult. Für die Feier haben wir die Messe am Sonntagmorgen besonders gestaltet. Sr. Margaret, Sr. Julita und ich hatten am Samstag schon die Kirche geschmückt. Unser Kirchenchor hat extra geübt, ebenso wie unser Schlagzeuger. Auch die Eltern, die das Lied nach der Kommunion gesungen haben, haben zwei Abende mit Proben verbracht.
Zur Messe sind dann die sechs AbsolventInnen mit ihren Eltern mit eingezogen und haben in den ersten Reihen gesessen. P. Manuel hat besonders für sie gebetet und auch die Lektorin hat die Kinder in ihren Fürbitten erwähnt. Zum Ende der Messe haben die sechs dann – leider nicht so laut und gut wie beim Üben – ein Willkommenslied und ein Gedicht vorgetragen. Zusammen mit allen anderen anwesenden Klassenkameraden haben sie dann noch ein weiteres Lied gesungen.

Danach ging es mit der Übergabe der Zertifikate weiter, die zusammen mit einem Klassenfoto und einem Stofftier von Gemeindemitgliedern überreicht wurden. Nachdem eine Mutter noch eine Lobesrede über "die offenste und freundlichste Preschool St. Kitts" gehalten hat, hat Sr. Julita mich im Namen der Schule verabschiedet und mir eine Handtasche mit Souvenirs überreicht.
Mit dem Abschiedssegen ging die feierliche und schöne, aber auch lange Messe über zum gemütlichen Mittagessen auf der Preschool‐Veranda, das von den Eltern organisiert wurde.
Nach dem feierlichen Sonntag ist dann auch schon die letzte Schulwoche vor den zweimonatigen Sommerferien angebrochen. Denkt jetzt aber nicht, dass ich hier seit einem Monat nur am Strand liege, wir arbeiten trotzdem. Obwohl die beiden Klassenräume natürlich jeden Tag gewischt und geputzt werden, haben wir erstmal eine Riesen‐Putzaktion gestartet. Jedes Spielzeug, jeder Teppich, jedes Bett, uvm. wurden gewaschen. Weiter ging es mit der Dekoration der Klassenräume. Jedes Regal hat entweder ein ABC oder die Zahlen 1 bis 10, oder Farben und Formen in Form von Postern aufgeklebt bekommen.
Jetzt ist alles bunt und vor allem ist alles plakatiert, was die Kinder in ihren zwei Preschool‐Jahren lernen sollten. Damit sind wir jetzt bei der Büroarbeit angekommen und schlagen uns nicht mehr mit launischen Kindern, sondern einem bockigen Kopierer herum. Allerdings arbeiten wir jetzt in der heißen Jahreszeit nur bis mittags.

Die Schule wird Anfang September wieder öffnen und die letzten zwei Ferienwochen wird Sr. Julita für einen Lehrer‐Workshop nutzen. Dieser ist so wichtig, da man in St. Kitts mit einem High School‐Abschluss berechtigt ist zu unterrichten. Ja, High School‐Abschluss, nicht College. Das heißt als Schulabsolvent könnte man hier praktisch den Jahrgang unter sich schon selbstständig unterrichten. Auch die beiden Lehrerinnen der Preschool sind weder aufs College gegangen noch haben sie studiert oder eine Ausbildung gemacht.

In der Kirchengemeinde ist natürlich auch wieder einiges los. Wir sind mit der Jugendgruppe zu einer Trinkwasserquelle gewandert, die über den beiden Dörfern Mollineux und Phillips im Regenwald liegt. Wir sind um fünf Uhr morgens los gewandert und waren ca. um acht Uhr wieder hier. Für mich, die ich die meisten Pflanzen noch nicht kannte, war es sehr interessant, vor allem als Sr. Margaret angefangen hat einige abzuschneiden, die sie für die Kirchendekoration im Garten pflanzen wollte.
Außerdem waren wir im Kino, haben einen Kuchenverkauf nach der Sonntagsmesse veranstaltet und mit den Messdienern gegrillt. Dabei habe ich auch gleich die typisch karibische Zubereitung von Hühnchenkeulen gelernt. Tage vorher werden diese – nachdem sie in Essigwasser gezogen haben – per Hand von ihrem Fett befreit und mit selbstgemachter Marinade eingerieben. Danach werden sie bis zum Grillen tiefgefroren.
An dem Tag holt man sie morgen aus dem Gefrierfach und lässt sie auftauen, bis sie auf den Grill kommen. Sie einfach nur zu grillen wäre aber zu einfach, also holt man sie nach einer bestimmten Zeit noch einmal runter und pinselt sie mit Barbecuesoße ein, die vorher mit Bier verdünnt wurde. Danach kommen sie nochmal kurz auf den Grill. Die Zeit bis unser Essen fertig war, haben wir mit Basketballspielen und Domino verbracht.
Es war ein netter und entspannter Abend, obwohl viele der Messdiener zurzeit "out of Island" sind. Es hat mich zum Anfang der Zeit doch sehr gewundert, wie viele im Sommer die Insel verlassen, um Verwandtschaft auf den anderen Inseln oder in den USA, teilweise auch in England zu besuchen. Unsere Kirche wird von Sonntag zu Sonntag leerer.

Das Highlight des Sommers steht aber noch aus. Am Dienstag, einem der beiden Feiertage von Emanzipation, macht die Kirchengemeinde einen Ausflug zum Strand. Ich bin froh, dass ich das noch miterleben darf bevor ich nächste Woche schon wieder nach Deutschland abreise. Meine Zeit hier habe ich sehr genossen, ich habe viel gelernt und erlebt, positiv wie negativ, und freue mich jetzt aufs Studium.

- Kathrin