MaZ: Wie die Zeit verfliegt…

Diesen Satz kennen wohl viele Missionar*innen auf Zeit (MaZ). Anna ist für ihren Einsatz in Madrid. Welche neuen Aufgaben sie in den letzten Monaten übernommen hat, schreibt sie in ihrem aktuellen Rundbrief.

Anna (links) und Mouna besuchten die Alhambra in Grenada

Ich bin jetzt schon seit mehr als acht Monaten in Madrid und es fühlt sich jedes Mal komisch an, wenn ich an die Zeit denke, die schon vergangen ist, da so viel passiert ist und sich so viel
verändert hat. Madrid fühlt sich schon seit mehreren Monaten wie mein zweites Zuhause an und wenn ich ehrlich bin, dann möchte ich gar nicht mehr hier weg.

Seit dem letzten Bericht hat sich meine Arbeit auch etwas verändert. Ich helfe in einem weiteren Projekt der Caritas aus. Mouna (meine Mitfreiwillige) hat in ihrem letzten Bericht schon ausführlich erklärt, worum es in dem Projekt geht, aber ich fasse es noch einmal kurz zusammen. Cedia ist ein 24-Stunden-Zentrum für „pesonas sin hogar“ also für Menschen ohne Zuhause. Sie bekommen dort einen Schlafplatz, Essen und Hilfe von Sozialarbeiter*innen für höchstens einen Monat, um danach von der Straße zu kommen. Es gibt Schlafplätze für Männer; für Frauen gibt es ein weiteres Schlafzentrum (Cedia Mujer). Leider helfe ich in Cedia nur bei den Abendessen zwei Mal in der Woche mit.

Da die Leute ständig wechseln, ist es deswegen manchmal etwas schwierig, sich gut mit ihnen zu connecten. Trotzdem hat dieses ständige Wechseln etwas Positives. In dem Projekt ist es immer sehr lebendig. Wenn gutes Wetter ist, wird oft nach dem Abendessen noch draußen gesessen, Gitarre gespielt und gesungen oder Tischtennis gespielt. Diese positive Atmosphäre ist immer sehr ansteckend und aufs Neue faszinierend. Dazu kommt noch, dass die Klient*innen und die Arbeiter*innen immer sehr auf Augenhöhe miteinander sind. Man würde nicht denken, dass es sich um ein Zentrum für Wohnungslose handelt, wenn man dort einfach zu Besuch kommt.

Auch in unserem Projekt „Campus Caritas“ hat sich etwas verändert. Mouna und ich sind jetzt nicht mehr nur für die Menschen dort da und machen die Kurse mit ihnen, sondern haben jetzt auch mehr Eigenverantwortung bekommen. Wir leiten jetzt einen Beginner und einen Fortgeschrittenenkurs für Englisch auf dem Campus. Zu Anfangs dachte ich mir, dass das schon schwierig werden wird, Menschen, die kein Wort Englisch verstehen, Englisch beizubringen, jedoch klappt das meistens mit Spielen oder leichteren Grammatikaufgaben gut. Dazu kommt noch, dass wir die Grammatik dann meistens auf Spanisch erklären müssen. So verbessern wir dann noch mehr unser Spanisch, auch wenn die Erklärungen dann öfters etwas länger dauern.

In dem Fortgeschrittenenkurs machen wir oft Gesprächs- und Diskussionsrunden über verschiedene Themen wie Rassismus, Sexismus etc. Da in diesen Kursen die Mehrheit der Teilnehmenden aus Südamerika kommt, ist es jedes Mal interessant die Sichtweisen kennenzulernen, da die Leute aus einer ganz anderen Kultur kommen als wir und somit meistens viele verschiedene Sichtweisen aufeinandertreffen. Dabei darf man nie vergessen, dass keine Meinung richtig oder falsch ist und jede Meinung aus Erfahrungen, Kultur oder Tradition entsteht.

Um mal etwas mehr von Spanien zu sehen und eine kleine Pause vom Alltag zu bekommen, haben Mouna und ich im Mai für zehn Tage eine Rundreise durch Andalusien gemacht. Dabei war
unser erster Stopp in Granada. Wir haben uns dort die Alhambra angeschaut, von der ich sehr begeistert war. Diese doch so unterschiedliche Kultur in den verschiedenen Teilen von Spanien ist sehr interessant und schön zu erleben, da man in Madrid schon merkt, dass es sich um die Hauptstadt handelt. So hat Granada beispielsweise einen großen Einfluss von den Maurern, was man in der ganzen Stadt sieht.

Mouna und ich haben uns dort auch das erste Mal eine Flamencoshow angesehen. Diese war uns etwas suspekt, aber gleichzeitig auch faszinierend. Der Flamencogesang war für mich erstmal gewöhnungsbedürftig, dazu dann aber das Klatschen und Tanzen mit den Klängen der Schuhe ist ziemlich erstaunlich. So werden Lieder und Tänze meistens mit viel Ausdruck nur mit einer Gitarre, Gesang, Klatschen und den Geräuschen der Schuhe gemacht. Was noch viel interessanter war, war die Feier der Musiker*innen danach, da dort nur Einheimische waren und alle mitgemacht haben. Es wurde getanzt, gesungen und viel geklatscht und es hörte sich immer passend und gut an.

Nach Granada ging es dann weiter nach Malaga. Die Stadt war jedoch nicht unser Favorit und wir haben mehr von dem Strand als von der Stadt gesehen. Ein paar Probleme mit Krankheiten haben uns ausgebremst, weswegen wir die Tage zum Ausruhen und Erholen genutzt haben. Als wir dann in Cadiz angekommen sind, haben wir uns direkt in die Stadt verliebt. Cadiz hat eine sehr schöne Atmosphäre und direkt etwas Heimisches. Die kleinen Gassen mit Meer lassen die eigentlich große Stadt sehr klein wirken. Es ist eine richtig schöne Insel. Die Leute dort waren alle sehr freundlich und hilfsbereit.

Als wir in Sevilla angekommen sind, hatten wir direkt gute Kontakte, da eine Freundin von mir dort als Au Pair arbeitet. So haben wir viel mit ihr und ihren Freund*innen unternommen. Sevilla hat uns auch sehr überzeugt und es gibt viel zu sehen. Insgesamt hat man doch einen großen Unterscheid von den Städten in Andalusien und Madrid gemerkt. Was in Madrid mehr Tourismus für den Tourismus gemacht wird, wie etwa Flamencoshows, das ist in Andalusien gelebte Kultur, woran man einfach merkt, dass Madrid die Hauptstadt ist und es viel mehr multikulturell als spanisch ist.

Jetzt folgen noch die letzten anderthalb Monate, die wir vollkommen genießen wollen. Ich hoffe es wird nicht zu schlimm, wieder nach Hause zurückzukehren.

Anna

Bei der Flamencoshow
Kulturfest beim Frauenprojekt, bei dem Anna mitarbeitet
Kulturfest
Mit Kollegen bei der Caritas beim Abendessen in Cedia
Infotag mit Frewilligen bei Cedia