MaZ: Weihnachtsfreuden in Madrid

Marie erzählt in ihrem Rundbrief von verschiedenen spanischen Traditionen, die sie rund um Weihnachten kennenlernen durfte, und erklärt, welche Rolle dabei zwölf Trauben spielen.

Marie unterwegs in der bun geschmückten Innenstadt von Madrid

Eines meiner Monatshighlights im Dezember war natürlich Weihnachten. Da letztes Jahr bei mir die Weihnachtszeit aufgrund von Abiturvorbereitungen etwas untergegangen ist, habe ich mich dieses Jahr umso mehr auf Weihnachten gefreut. Klar war mir, dass die Weihnachtszeit dieses Jahr anders verlaufen wird, aber auch wenn wir Plätzchen bei strahlendem Sonnenschein gebacken und statt Knödeln mit Rotkraut, Tapas und Gemüselasagne an Weihnachten gegessen haben, war mein Weihnachten doch überaus schön und von Liebe übersät.

Aber nun noch einmal im Detail, wie mein Weihnachten abgelaufen ist. Morgens am 24. haben Christina und ich erstmal ein Weihnachtsfrühstück mit Plätzchen und geschickten Lebkuchen aus Deutschland abgehalten. Kaum zu glauben, aber hier in den Supermärkten war weit und breit kein Lebkuchen zu finden, was mir als Lebkuchen-Liebhaberin schon sehr zu schaffen gemacht hat. Danach ging es zu einer Weihnachtsfeier bei Concepcion Jeronima, einem Projekt, in dem die Schwestern arbeiten. Concepcion Jeronima ist ein Tageszentrum, wo Frauen aus ärmeren Lebensverhältnissen die Möglichkeit haben, ihren Tag zu verbringen und dabei ihre Wäsche zu waschen, sich zu duschen und Essen bekommen können. Bei der Weihnachtsfeier haben wir zusammen mit den Schwestern typisch spanische Weihnachtslieder gesungen, während die Frauen ihr Weihnachtsessen verspeist haben. Christinas und mein Lieblingslied war das Burrito-Lied („Burrito sabanero“). Und nein, es handelt sich dabei nicht um einen Song über einen leckeren Burrito- Wrap, sondern um die Reise auf einem Burrito (= Esel auf Spanisch) nach Bethlehem.

Nach der Weihnachtsfeier haben wir das Abendessen vorbereitet. Christina und ich waren für die Tapas zuständig: Es gab Oliven, verschiedene Käsesorten, Muscheln viele andere leckere Kleinigkeiten. Am Abend waren wir im Gottesdienst. Als wir mit dem Chor der Schwestern auch für mich bekannte Lieder wie z.B. ,,noche de paz, noche de amor’’ (Stille Nacht, heilige Nacht) gesungen haben, kam es mir fast schon wieder vor, als wäre ich zu Hause. Welche spanische Tradition mir jedoch ganz unbekannt war, war das Küssen oder Berühren der Jesuspuppe ganz am Ende der Messe. Nach der Messe ging es zu den Schwestern und das Abendessen wurde aufgetischt. Mit einem gut gefüllten Magen haben wir gemeinsam weiter Weihnachtslieder gesungen und einen für mich wunderschönen Weihnachtsabend ausklingen lassen.

Ich durfte an Silvester und dem Dreikönigsfest noch weitere spanische Traditionen kennenlernen. Laut den Spaniern soll man besonders viel Glück fürs neue Jahr bekommen, wenn man zu jedem der letzten zwölf Glockenschläge jeweils eine Traube isst. Natürlich wollte ich diese Tradition nicht umgehen und habe an Silvester die zwölf Trauben gegessen. Ob es mir dieses Jahr wirklich mehr Glück bereitet, kann ich euch leider erst im nächsten Jahr berichten :)

Auch das Fest der Heiligen Drei Könige war für mich dieses Jahr komplett anders. Normalerweise wird bei uns zu Hause dieser Tag nicht so stark gefeiert. Hier in Spanien ist es ganz anders. So fand am 5. Januar die „Cabalgata de Reyes“ statt. Man kann sich das in etwa so wie bei uns den Faschingsumzug vorstellen. Es gibt einen großen Umzug, bei dem die drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar auf verschiedenen Wagen zum Palacio Cibeles gefahren werden, wo sie dann eine Ansprache halten. Während der Cabalgata werden von den Festumzügen Bonbons für die Kinder geworfen. Am 6. Januar, also dem eigentlichen Dreikönigstag, wird dann ganz traditionell der ,,Roscón de Reyes" gegessen. Es ist im Grunde ein mit Hagelzucker, Krokant und Zuckerfrüchten dekorierter Hefezopf (nur in Form eines Ringes). Die Besonderheit: Im Roscón ist eine Königsfigur versteckt. Wer das Stück mit der Königsfigur erwischt, erlangt in diesem Jahr besonders viel Glück und darf an diesem Tag die Königskrone tragen. Christina war in diesem Jahr die Glückliche und hatte Melchior in ihrem Stück Roscón.

Da Christina ja schon einiges über unsere Arbeitsstelle bei Cedia im letzten Bericht geschrieben hat, möchte ich in meinem Bericht auf ein anderes Projekt der Caritas eingehen, in dem wir auch mitarbeiten durften. Das Projekt heißt Jubileo und bietet Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen eine Hausaufgabenbetreuung und Nachhilfe. Von Montag bis Donnerstag haben die Kinder nachmittags die Möglichkeit, spielerisch in Fächern wie Mathe, Englisch oder Spanisch unterstützt zu werden. Dabei sind die Kinder in zwei Gruppen aufgeteilt. Zum einen die Sechs- bis Zwölfjährigen und zum anderen die 13-16-Jährigen. Christina und ich haben die Englischnachhilfe für die jüngere Gruppe übernommen und ihnen z.B durch „veo veo“ (= Ich sehe was, was du nicht siehst) die Farben auf Englisch näher gebracht.

Rückblickend bin ich sehr glücklich über all die Erfahrungen, die ich bis jetzt sammeln durfte und bin gespannt, was das neue Jahr alles mit sich bringt.

Un abrazo

Marie (oder auch Maria, weil die Spanier alle Probleme damit haben, meinen Namen zu verstehen)

„Cabalgata de Reyes“ - Ein Umzug am Tag der Heiligen Drei Könige
Ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum
Weihnachtsfeier im Projekt
Gemeinsames Weihnachts-Abendessen mit den Schwestern
Marie und Christina unterwegs in Madrid